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Allein unter Heteros

Nach einer angeregten Diskussion in der Anstellschlange des Vorgängerfilmes mehrerer Herren über diesen Film, konnte ich mich dann doch nicht von der derzet zweiten Heimat losreißen und beschloss, mich in die Restkartenschlange einzureihen und auf Ulla zu warten. Ohne Geld jedoch, wie ich feststellte, als der Verkauf der wenigen Karten begann. Ein überaus freundlicher Herr lieh mir daraufhin spontan 7 Euro mit den Worten "ich weiß doch, wie das ist", wirklich sooo nett. Und es hat sich gelohnt, ich finde der Verriß der TAZ war unangebracht.

Ich habe sehr vieles wiedererkannt……das könnte nun grauslig-bedrückend sein, es war erschreckend aber liebevoll-ironisch betrachtet, meistens zumindest, sodaß ich teilweise Tränen gelacht habe und dann wieder gerührt oder sarkastisch-belustigt sein konnte. Wenn ein Schwabe ich in tiefstem Dialekt im Fetischladen über die Gürtelfarben erkundigt, um dann zu sagen: "Also so ä Lädergürtel, des trag i ja schon ämol, aber sonscht tändir ich eher zum wisse Gürtel, seller Safe Sex", wer müßte da nicht liebevoll lachen. Ein schwuler Dörfler in Army Kleidung das erste Mal in Berlin, telefoniert vor der Sexparty mit seiner Mama, ein Förster, der stolz seine Kenntnisse über Rummelkammern in der Baumrinde preisgibt, eine streng katholische Mutti, die für ihre zwei schwulen Söhne den Segen Gottes fordert und Elternaufklärungsveranstaltungen im Ort anbietet (sie bleibt dennoch gräßlich!), ein HIV-Infizierter, der thailändischen Sextourismus genießt, kurzum eine bunte Auswahl schwäbischer Kleinstädter, die nicht nur zum Schmunzeln anregen. Leider war der niedliche army-gekleidete nicht mehr in Berlin, dafür einige andere Mitwirkende, u.A. eine ungeheuerlich aufgetakelte, möchtegerncoole, dümmliche Dame, die dem Armytypen im Souvenirshop einen Berliner Teddybären mit Skimütze für die Stofftiersmmlung der Mutter verkaufte – sie hatte quasi weiter nix mit dem Film zu tun, stand aber stolz wie Oskar auf der Bühne, na gut.

Es gibt einen Verleih, und ich kann den Film nur weiterempfehlen, an alle die Dokumentarfilme über Menschen wie Du und ich (oder eben doch etwas anders) mögen.

Pure

Der Höhepunkt, mein bisheriger Favorit: an Intensität der Bilder und Charaktere kaum zu übertreffen. Eine sehr heftige Geschichte über einen 10 jährigen Jungen, der seine drogensüchtige Mutter auf ihrem Weg durch Exzesse und Entzug begleitet. Die Dichte der Angst, der Überforderung durch unangebrachte, übertragene Verantwortung, die Haßliebe zwischen Sohn und Mutter, die Einsamkeit des Jungen, das alles hat mich so direkt erreicht, wie schon lange nichts mehr. Das kann gutes Kino! Zum Glück liefen mir von Anfang bis Ende die Tränen, so mußte ich wenigstens nicht die Zähne zusammenbeißen, wie Ulla, obwohl ich das sehr gut nachempfinden kann.

Die Frau – ich habe den Namen vergessen- ist einfach umwerfend, wie ich finde, sie spielt nicht nur extrem überzeugend natürlich, sie schaut "einen" an, daß es einem kalt über den Rücken läuft.

Es gibt ein entzückendes Hundebaby, das mit in die Geschichte der Berlinalefilmtiere eingeht.


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