Von den chinesischen Filmen, die ich dieses Jahr gesehen habe, hat mir nur Darkness Bride (You Gou) wirklich gefallen. Der Film spielt irgendwo in den Wohnhöhlen des Lössplateaus von Xibei und später in einer unbedeutenden hässlichen Kreisstadt.
Den erzählerischen Rahmen steckt „die Jungfrau“ ab, die als rot gekleideter Geist auf einem Grabhügel steht, von dem sie sich zu Lebzeiten gestürzt hatte, um einer Vergewaltigung zu entgehen. Ein erster Handlungsstrang führt den Brauch ein, unverheiratet Verstorbenen wenigstens fürs Jenseits eine Braut zu besorgen, indem sie gemeinsam mit einer Frauenleiche beigesetzt werden. Diese Frauenleiche kann selten auf legalem Weg beschafft, sondern muss bei finsteren Gesellen bestellt werden, die dann heimlich die Gräber von Frauen berauben.
Die lebenden Hauptfiguren sind die zweite Erzählerin Qing Hua, die bereits als Kind mit Meimei („Schwesterchen“, in der englischen Version „Sissy“), dem geistig leicht behinderten Sohn der Familie verlobt wurde, bei der sie als Pflegetochter aufwächst. Sie verstehen sich hervorragend, Dritter in einer harmonischen Dreiecksbeziehung ist Chun Shen, der sich sogar in der Hochzeitsnacht ins Zimmer schleicht, um mitzufeiern.
Als Meimei sich eines Tages verirrt und das Gerücht aufkommt, an der Landstraße sei jemand überfahren worden, versucht die Schwiegermutter Qing Hua zu vergiften, doch es gelingt ihr, mit Chun Sheng zu fliehen. Um ihre Flucht zu finanzieren, lassen sie sich von den Grabräubern dazu überreden, das Grab der Jungfrau zu berauben. Danach brechen sie auf in die Kreisstadt. Hier hat Meimei inzwischen Yanyan kennen gelernt, die auf zweifelhafte Weise ihren Lebensunterhalt verdient (Reisende Möchtegernfreier ins Zimmer führen lassen, die dann von ihren Komplizen ertappt und beraubt werden), die sich aber sehr nett um Meimei kümmert. Zufällig treffen Qing Hua und Chun Sheng Meimei bei Yanyan wieder. Qing Hua ist nicht nur eifersüchtig, weil Yanyan die beiden Männer für sich gewinnen will, sondern sieht in Yanyan den Geist der Jungfrau, die den Frevel an ihrer Grabstätte rächen will.
Die Szenerie ist düster, die Stadt deprimierend und die Tragödie voraussehbar. Dabei funktioniert die Geschichte auf mehreren Ebenen, egal, ob Yanyan nur die lebende Rivalin ist oder ob sie tatsächlich den Geist der Jungfrau verkörpert, genau das macht diese Geschichte besonders.