Nachdem ich sehr lange keinen Film von Woody Allen gesehen hatte, sollte es Match Point sein, von dem alle (s. Angelaufen.de) fanden, er sei für Allen völlig untypisch, und von dem ein Kollege gesagt haben soll – ich habe es nicht selbst gehört – nach diesem Film sei man vom Gedanken an Affären endgültig geheilt.
Die Geschichte klingt eigentlich nicht besonders interessant: Attraktiver Tennistrainer aus kleinen Verhältnissen heiratet in die britische Oberschicht ein. Die Gattin ist sympathisch aber nicht besonders aufregend und ihre verkrampften Versuche schwanger zu werden, wirken ziemlich abschreckend. Dann gibt es da noch die Beinahe-Schwägerin (beinahe, weil sich der Schwager klassenbewusst rechtzeitig von ihr trennt), eine komplett erfolglose, aber sehr attraktive amerikanische Schauspielerin (Scarlett Johannson), mit der der Protagonist eine Affäre anfängt. Sobald die Geliebte allerdings schwanger ist, fängt sie an rumzunerven und ihn auf seine wenig ernst gemeinten Versprechungen festzunageln. Der Mann sieht seine neu errungene Stellung und seinen Lebensstandard in Gefahr und der Film, der sich bis dahin ein wenig in die Länge zieht, wechselt das Genre und wird vom Gesellschaftsdrama zum Krimi. Vom Schluss war ich dann tatsächlich einigermaßen überrascht.
Thema des Films ist, dass über Sieg oder Niederlage in erster Linie das Glück entscheidet, das wird schon in der Einleitungsszene explizit gesagt, in der ein Tennisball auf der Netzkante in die Höhe springt und das Bild einfriert, solange noch nicht klar ist, in welche Richtung er fallen wird. Das wird im Film mehrmals wiederholt und das Ende liefert dann sozusagen den Beleg dafür. Ich bin nicht sicher, ob ich den Film mochte. Erstmal war er überwiegend unterhaltsam anzuschauen, aber wenn ich darüber nachdenke, was davon hängen geblieben ist, da verblasst er auch schon.