Genenet al asmak – Das Aquarium

So soll Berlinale anfangen: ein Film, über den man anschließend diskutieren und unterschiedlicher Meinung sein kann, ein ausgesprochen sympathisches Filmteam aus Regisseur, Hauptdarstellerin und Hauptdarsteller, die schon nach der ersten Antwort auf die langweiligste aller Fragen die Sache selber in die Hand nehmen und wirklich interessante Dinge zum Film erzählen.

Ägypten: eine Radiomoderatorin, karrierebewusst, modern, liberal, die eine nächtliche Sendung "Night Secrets" moderiert, in der Zuhörer/-innen anrufen, ihre Geheimnisse erzählen und sich Rat holen können. Ein Anästhesist, der zwar eine Wohnung und eine Freundin hat, aber eher in seinem Auto schläft. Klar, es geht darum, dass er irgendwann bei ihr in der Sendung anruft und dann etwas mit beiden passiert – das geschieht aber erst spät im Film, über den ein Zuschauer anschließend passend bemerkte, "the darkest movie ever, where no one was shot or stabbed". Bis dahin sieht man den beiden dabei zu wie sie Beruf und Alltag bewältigen. Sie lebt mit Mutter und einem vor allem auf dem Sofa rumlungernden Bruder zusammen, hat sich mit einer bekopftuchten Zensorin rumzuschlagen, geht mit Kindern ihrer Freundin in den Zirkus. Er pflegt seinen schwer kranken Vater im Krankenhaus, besucht seine Freundin und spaziert nachts mit einem Bekannten am Nil – zum Glück treten die Nebenfiguren ab und zu aus ihren Rollen und erklären sich und auch ein bisschen etwas über die Hauptfiguren, das ist sehr hilfreich und auch interessant.

Der Regisseur erklärt, es ginge um die Angst – das ist offensichtlich – allerdings sagt er, ihm mache die Angst der Leute keine Angst, sie mache ihn traurig. Das ist bemerkenswert, denn mir scheint ein angstbestimmtes Klima eher beunruhigend als traurig zu sein. Gewissermaßen erhellend sind außerdem seine Gedanken zum Thema "im Dunkeln gesehen werden, auch wenn man damit nicht rechnet" – und das ist dann wie im titelgebenden Aquarium.

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