Mani Haghighi schon 2006 mit Men at Work im Forum war, und der Film mir damals sehr gut gefallen hat.
In Paziraie Sadeh (Modest Reception) fahren eine Frau und ein Mann durch eine abgelegene winterliche Berggegend und versuchen große Plastikbeutel voller Banknoten zu verschenken. Den Vorgang des Schenkens müssen sie mit dem iPhone als Foto oder Video festhalten – so geht die Aufgabe. Zu Anfang ist das sehr spaßig, wenn sie z. B. einen heftigen Streit inszenieren, um dem Soldaten an einer Straßensperre zwei Beutel vor die Füße zu werfen.
Da es aber ganz und gar nicht einfach ist, die Beschenkten davon zu überzeugen, dass das Geld sauber ist und es akzeptabel, es anzunehmen, sind die beiden einigermaßen frustriert und versuchen immer neue Geschichten und Inszenierungen zu erfinden, um das Geld an die Leute zu bringen. Das wird immer fieser: einem mit seinem Maultier verunglückten Schmuggler kaufen sie das Tier mit dem gebrochenen Bein ab, behaupten es sei trächtig, und bezahlen das Fohlen gleich mit – das Geld verleiht die Definitionsmacht. Damit der Mann dem Tier nicht nach erfolgtem Kauf doch noch den Gnadenschuss gibt, nehmen sie ihm die Pistole gleich mit ab – was keine gute Idee ist.
Immer gemeiner werden die Spiele, die sie mit den Leuten treiben, bis die Geschichte sehr eskaliert.
Natürlich ist der Film eine Parabel und insofern nicht realistisch. Dennoch hat er fast nichts märchenhaft-phantastisches (bis auf das verschwundene und am Ende wieder aufgetauchte Maultier), sondern echte Dialoge, echte Gesichter, echte Landschaften und überhaupt wirkt er, solange er läuft, sehr realistisch. Erst beim drüber Reden – also danach in der Fragerunde – bemerke ich überhaupt, dass er sehr kunstvoll konstruiert ist. Dabei versucht er aber nicht sein Publikum auf Distanz zu halten (wie z.B. Tabu), wodurch es mir sehr viel leichter fällt, begeistert zu sein.