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Tierfilm: Bestiaire

Denis Côté hat einen Tierfilm gedreht, Bestiaire. Formal sehr streng mit ganz statischen Bildern sehen wir Tiere in einem Safaripark, erst im Schnee, dann auch in Gebäuden, dann auf Wiesen. Die Tiere bewegen sich durchs Bild, was oft sehr schöne Muster oder Strukturen ergibt, oder sie bewegen sich nicht. Später sehen wir auch Menschen, TierpflegerInnen, Zoobesucher zu Fuß oder auch als lange Autoschlange, die sich im Schritttempo durch den Park bewegt. Ach ja, und dann ist da noch der Tierpräparator, der eine Ente ausstopft.

Der Regisseur ist begeistert von der riesigen Leinwand im Cinestar Event Kino, er sagt, es sei ein kleiner Film, ein Festivalfilm, der noch (?) keinen Verleih hat, aber noch auf einigen Festivals zu sehen sein wird. Eine Leinwand so groß wie hier, ist da eher selten. Was seine Absichten angeht, finde ich ihn etwas widersprüchlich. Er ist es, der von den sehr unterschiedlichen Reaktionen in Sundance berichtet, der viel Wert darauf legt, dass der Film in unseren Köpfen entsteht, und dass wir sehen, was wir selbst draus machen. Im Grunde könnte ein vierjähriges Kind den Film wie ein Bilderbuch anschauen, während wir Großen eben jeden Spielraum für Interpretation nutzen können. Ehrlich gesagt, glaube ich das nur teilweise, und genau da hätte ich so gerne endlich einmal gewagt, eine Frage zu stellen, kam aber leider nicht mehr dran.

Es gab nämlich genau zwei Stellen, an denen mich die Tonspur sehr irritiert hat. Das was zu sehen ist, stimmt nicht mit den Geräuschen überein. Einmal sind es nervös im Stall herumrennende Zebras, einmal ist es der Löwe. Die Geräusche zu den Bildern klingen, als würden die Tiere mit den Hufen gegen die Türen treten oder im Fall des Löwen sich irgendwie dagegen werfen. Das macht eine sehr beklemmende Stimmung. Als der Regisseur später zugibt, auf der Tonspur "zu lügen", kann ich nicht mehr glauben, dass alles nur in unseren Köpfen stattfindet. Diese Bild-Ton-Abweichung hat für mich etwas durchaus Manipulatives, das die Bilder alleine nicht haben. Das ist nicht schlimm, und das soll gewiss nicht heißen, dass Filme nicht Stimmungen transportieren sollen. Weil er aber vorher etwas ganz anderes postuliert hatte, hätte ich an der Stelle unheimlich gerne genauer nachgefragt, zu welchem Zweck er diese Abweichung einsetzt.


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