14+ – erste Liebe in Russland

Zuerst einmal haben wir bei diesem Film die Kino-Leiterin mit dem allerhöchsten Unterhaltungswert dieser Berlinale erlebt. Wie die Dame – die sich sogar namentlich vorstellte – das Kino bis auf den letzten Platz füllte, war wahrlich beeindruckend… und das haben ihr viele Akkreditierte sicher (hoffentlich!) hoch angerechnet.

Vorneweg: es ist ein netter Film, mit dem wir die diesjährige aktuelle-Spielfilme-Strecke der Berlinale beendet haben. Und als klassischer Teenie-Film sollte er ruhig sein Publikum finden, denn diese Altersgruppe guckt ja viel dumpfes Zeug… zumindest für meinen vorurteilsbeladenen Eindruck… wie war das nochmal mit der grumpy old woman?

Ulla sagte mal irgendwann, dass ihr russische Filme meist zu düster seien: traurige Zeiten, düstere Umgebungen, depressive rauchende trinkende Menschen – und sie deshalb eher nicht mehr in die Auswahl kämen bei ihr. Ich war anfänglich auch nicht so begeistert, aber Max äußerte sein Interesse wieder und wieder – und ein 14plus-Film, der 14+ heisst… vielleicht hat das für mich den Ausschlag gegeben.

Wir bekamen zu sehen: einen Film über die Generation Handy Facebook SocialMedia in einer der vielen Trabanten-Wohnviertel dieser Erde, mit 20-stöckigen Wohnblocks und Haus- und Wohnungstüren, die doppelt gesichert sind: eine innere und eine äußere. Mit depressiven rauchenden trinkenden Erwachsenen in heruntergekommenen Umgebungen. Mit jugendlichen Schulkids, die lustlos dem Unterricht ihrer nicht wirklich begeisternden Lehrer folgen und ihre freie Zeit auf in die Jahre gekommenen Kinder-Spielgeräten verbringen. Mit verfeindeten Schulen und Nazi-Schläger-Gruppen in den höheren Klassen, die den Jüngeren vorgeben, was geht und was nicht und sich gegenseitig auf Brachen Schlägereien liefern. Und einer ersten Liebe, die für die unvermeidlich notwendige Kontaktaufnahme die sozialen Netzwerke zur Verfügung hätte heutzutage – aber sich genauso schwer tut, den ersten Blick in die Augen, das gegenseitige Ansprechen, das miteinander Reden hinzubekommen, wie schon Generationen vor ihr.

Dass der Film aufgeht, ist den wunderbaren Protagonisten zu verdanken: Aljoscha und seine alleinerziehende Mutter und die angebetete Vika – und einem lockeren selbstironischen Ton an den Kulminationspunkten.

Im Gedächtnis bleiben wird mir eine Szene, bei der Aljoscha in die Fänge der Nazi-Schläger-Truppe gerät, die seine Annäherung an Vika überhaupt nicht schätzt und er sich zu guter Letzt nur noch mit einer abgebrochenen Flasche seiner vier Gegner erwehren kann. Da hält ein Polizei-Auto, mit 4 Beamten besetzt. Und nach einer erheblichen Kunstpause öffnet sich langsam die Auto-Tür einen Spalt und einer der vier darin sitzenden Polizisten fragt, ob alles in Ordnung sei. Nach einem kleinen Wortwechsel mit der Zusammenfassung: kein Handlungsbedarf, schließt sich die Tür und sie fahren davon. Auch die Augen der Polizisten hatten sich höchstens einen Spalt breit geöffnet… aber keine Sorge: auch diese Situation löst sich und die beiden Liebenden lassen sich nicht einschüchtern. Erste Liebe erfordert Mut…

Unser letzter russicher Generation-Film ist übrigens schon 9 (!) Jahre her – da hieß die Generation-Schiene noch Kinderfilmfest… und wir sahen den sehr guten und anrührenden Film über harte Zeiten und eine traurige Thematik: Italianetz – Der Italiener.

Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Schlagwörter:


DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner