Der hochgelegene Tiefpunkt: Aferim! im Berlinalepalast

Aferim! war der Ausfall des 5-Filme-Tages, und das hatte mehrere Gründe:

1. Das Kino:  vor dem Berlinale-Palast kann ich nur warnen. Wenn man in der Kartenlotterie Pech hat, wird einem ein Platz im 2. Rang zugelost. Mir so geschehen. 2. Rang bedeutet: man sitzt direkt unterm Dach, also höher (!)  als die Leinwand. Man schaut also nach unten. Ganz unten, am unteren Rand, da wo der Kopf des Vordermanns ist, wären eigentlich die Untertitel (was das, auch bei kleinem Vordermann, für Gleitsichtträger bedeutet, brauche ich wohl nicht zu sagen).

Eine echte Zumutung; Schande über die geldgierige Berlinale, die nicht die Großzügigkeit besitzt, diese Plätze einfach nicht zu verkaufen, weil sie für Kinoschauen nicht geeignet sind. Und man kann nicht mal „nein, danke“ sagen, denn man erfährt ja erst nach dem Kauf, wohin man gelost wurde. Und das für 14,50 Euro. Also: Hände weg vom Berlinale-Palast!

Buh!

2. Der Film: war angekündigt als „Balkan-Western in Schwarz-Weiß mit sozialkritischem Unterton“. Das hätte ja ganz nett werden können. Der Film bestand dann aber aus zwei Figuren in historischen Kostümen, die durch lange, statische, distanzierte Einstellungen reiten und dabei pausenlos labern (siehe oben, Untertitel). Reiten, Labern, Reiten, Labern. Dabei treffen sie verschiedene Leute, ebenfalls in historischen Kostümen, die sie nach dem entlaufenen Sklaven befragen, den sie suchen. Nach ziemlich exakt der Hälfte der Sendezeit finden sie den Mann und treten den Rückweg an, Reiten, Labern, Reiten, Labern. Das war der Punkt, an dem ich gegangen bin, wie ich lese habe ich dadurch ein äußerst brutales und gewalttätiges Ende verpasst, nun gut, sei’s drum.

Der Film erschien mir die ganze Zeit so künstlich wie ein von einer Laientruppe gespieltes historisches Theaterstück, inclusive Guckkastenästhetik. Mein Eindruck war, es soll hier in einer Art Gleichnis etwas verhandelt werden, das ich nicht verstehe (deshalb auch die Künstlichkeit, als Entfremdung).. Mag sein, dann wäre ich für Erklärung dankbar. Falls der Film aber tatsächlich, wie die Kritiken behaupten, einfach die rassistischen Stereotype, Ungerechtigkeit und Unterdrückung in Rumänien 1835 und heute anprangern soll, dann finde ich ihn bereits im Ansatz spektakulär gescheitert. Wenn man einen Film als distanzierte pseudo-historische Inszenierung anlegt, dann hilft am Schluss auch kein Gewaltausbruch mehr dabei, Mitgefühl mit den unterdrückten Personen zu erzeugen.

 

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Kommentare

Eine Antwort zu „Der hochgelegene Tiefpunkt: Aferim! im Berlinalepalast“

  1. uta

    … und DER hat den Silbernen Bären für die Beste Regie bekommen… interessante Jury!

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