Kamele in Gansu

Die Brüder in Jia zai shui cao feng mao de difang (家在水草丰茂的地方) mögen einander nicht, denn der ältere nimmt es den Eltern übel, dass sie ihn nach der Geburt des zweiten zu den Großeltern abgeschoben haben. Er hat auch keine Lust, in den Sommerferien die Eltern, vor allem die kranke Mutter, zu besuchen, die fern von der Stadt die weniger werdenden Weidegründe suchen. Da aber der Großvater stirbt, und er es ihm versprochen hat, lässt er sich doch überreden. Sie lassen das weiße Pferd des Großvaters frei und ziehen mit zwei Kamelen los. Der Jüngere kennt sich in der Wüste viel besser aus, kennt den Weg besser, weil er ihn schon oft mit dem Vater gegangen ist, und weiß, wie man sich Wasser und Kräfte einteilt, aber der Ältere hat keine Lust, sich von ihm etwas sagen zu lassen.

Der Film hat einen ziemlich erschütternden Schluss. Der Applaus im Kinderkino ist dennoch begeistert, während ich ein bisschen schockiert dasitze und mich frage, was ich von so viel Realismus im Kino halte. Der Film zeigt klimatische und wirtschaftliche Veränderungen in einer kargen – aber wunderschönen! – Gegend auf sehr unmittelbare Weise, hier wird überhaupt nichts beschönigt. Die Blicke, mit denen Vater und Söhne einander beim Wiedersehen  erkennen und die Situation erfassen, ist sehr eindrücklich – aber alles andere als ein Happy End (es ist auch noch nicht ganz das Ende, aber glücklicher wird’s nicht). Es ist ein toller Film, ohne Frage, aber auch ziemlich desillusionierend.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Kamele in Gansu“

  1. maxuta

    So unterschiedlich kann man das mit den Film-Schlüssen wahrnehmen; siehe vorhergehender Blog-Eintrag.
    🙂
    Angesichts der Staudamm-Projekte in China undeiner angeblich jeansblau eingefärbten Textil-Herstellungs-Region – der Diskussionen um Landschaften, die unter Frühbeet-Folien verschwinden oder den Mallorca-Spanien-Damp2000-Tourismus-Wüsten unserer Kindheit fand ich dieses Sinnbild aus Wanderung durch eine lebendige und schöne, wenn auch Respekt einflößende Wüste und der Ankunft in der Industrie- und Armuts-Wüste sinnvoll und ehrlich.

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