Ben Zaken – ein sehenswertes Film-Debut

Zu sehen gibt es ein Kammerspiel, das an Filme wie „Madonnen“ erinnert: in einer heruntergekommenen Neubau-Siedlung von Ashkelon, im Süden Israels kurz vor Gaza und Heimatstadt der Regisseurin Efrat Corem, beobachten wir eine Familie bei der Verhandelung ihrer Alltagsprobleme – beziehungsweise ihren „Rumpf“: eine immer anwesende, putzende, kochende, waschende Mutter von undefinierbaren Jahren lebt mit zwei erwachsenen Söhnen in einer kleinen Wohnung. Der Ältere schleppt den Jüngeren (nicht nur) durch das Vermitteln von Hilfarbeiter-Jobs mit durchs Leben, oder beschreibt es zumindest so. Der Jüngere erzieht seine 10- oder 12-jährige Tochter allein – oder nimmt dies für sich in Anspruch.

Wir dürfen einen tiefen Blick in die alltägliche, unspektakuläre Seite durchschnittlicher Bewohner und Bewohnerinnen des Staates Israel richten. Wir sehen zu bei alltäglichen Verpflichtungen und Verrichtungen, bei Streitigkeiten und Versöhnung, bei der Diskussion von Haltungen, auch religiösen – bei den Schwierigkeiten des Konstruierens von Familie, dieser Familie.

Ben Zaken ist ihr Familienname. Wikipedia kann man entnehmen, dass Ben soviel bedeutet wie „Sohn von“. Und die Bedeutung von „Sohn von“ ist auffällig – aufgehend im dauernden Waschen, Putzen, Kochen, Bedienen der (Gross-)Mutter und ihrer lieblosen Haltung gegenüber der Enkeltochter.

Wie Wikipedia ausserdem berichtet, bestand in Ashkelon ab 1948 ein Auffanglager für Neueinwanderer. Auch daran erinnert diese Familie: an die Nachfahren von Einwanderern – vergleichbar den Polen im Ruhrgebiet oder Nordafrikanern in Frankreich.

Die Regisseurin nimmt eine angenehm klare (Beobachtungs-)Position ein, die aber nicht den Charakteren der (Laien-)Darsteller übergestülpt wird, sondern Raum lässt für deren Persönlichkeit. Und nicht nur deshalb lässt er mich auch an Filme wie Helga Reidemeisters „Von wegen Schicksal“ denken. Er wurde zum Anlass für eine breite Fach-Diskussion über das Theorem „Dokumentation“.

Efrat Corem ist übrigens auch Künstlerische Direktorin des Cinema South Film Festival in Sderot.

Danke, liebes Forum – für solche Filme gehe ich zur Berlinale!

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