Madeinusa – Peter Greenaway hatte vermutlich seine Freude

Diesen schon 2006 entstandenen Erstling von Claudia Llosa wollte ich unbedingt sehen, da wir von ihrem Goldenen-Bären-Film La Teta Asustada 2009 ganz hin und weg waren.

Madeinusa  ist der Vorname des schönsten Mädchens von Manayaycuna – das Dorf, in das man nicht kommt: heisst das übersetzt, wie wir im Filmgespräch erfuhren. Aber sie fühlt sich in ihrem Dorf in den peruanischen Anden eingesperrt. Ihre Mutter ist nach Lima gegangen und dorthin zu ihr will auch sie; ihre Schwester blickt auf sie herab und ihr Vater stellt ihr nach. Man bereitet sich im Dorf auf das alljährliche Osterfest vor. Von Karfreitag bis Ostersonntag wird dort die „Heilige Zeit“ mit Prozessionen, Mysterien-Spielen, Tanz, Feuerwerk, Verkleidung und Gelagen begangen. Die schönste Jungfrau des Dorfes wird zur „Heiligen Jungfrau“ gewählt und erscheint als solche eingekleidet in den Prozessionen. Da Gott/Jesus in diesen Tagen die Menschen nicht sehen kann, er ist am Kreuz gestorben und wird erst am Ostersonntag wieder auferstehen, gibt es keine Sünden und die Menschen können ohne Reue und Strafe unmoralischen Lastern frönen. So dürfen sich verheiratete Frauen ihren Beischläfer auswählen und der Bürgermeister nimmt sich das Recht der ersten Nacht bei seiner jungfräulichen Tochter heraus. Ein Fremder aus der Großstadt Lima landet versehentlich im Dorf und Madeinusa, die diesjährige Jungfrau, beschließt die Heilige Zeit zu nutzen… schaut ggf. selber, wozu.

Schon der Titel klang besonders: Madeinusa ist in Peru ernsthaft ein Vorname, wie die Regisseurin im anschliessenden Filmgespräch erläuterte – ja, das gab es auch bei den Zweit- und Dritt-Aufführungen in der NATIVe-Reihe! Die Indigenas hätten eine Lust an fremden Namen und meinten, dass das Madeinusa in den Secondhand-T-Shirts ein Wäschezeichen sei: der Name des Vorbesitzers.

Abgesehen davon und vom neugierig machenden Plot ist dieser komplett fiktionale Film eine Augenweide, ein Concerto furioso in Farben, Bildern, Arrangements mit wunderbaren Schauspielern, fulminanter anspielungsreicher üppiger Ausstattung, sehr besonderen Orten und ganz besonderer Kamera-Führung, eindringlichen Bildern drinnen und draussen, völligem Verzicht auf künstliche Beleuchtung.

Leider gibts keinen eigenen Katalog-Eintrag für den Film, sondern nur im NATIVe-Kapitel im Berlinale-Katalog.

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