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Girl Asleep – Modern Fantasy im Dekor der 70er

Hingehen!!! Es sind auch noch Karten zu kriegen, sogar fürs Wochenende!

Unsere diesjährige Berlinale wurde mit dem Eröffnungsfilm der Generation-Schiene – sollte ich sagen: dank? – eine echte Freude. Im Haus der Kulturen summte ein Bienenkorb aus Teenagern (die sehen ja alle schon so erwachsen aus mit ihren Doris-Day-Mänteln und den ondulierten Bärten-und Tollen!), die sich gegenseitig Apps-Bilder-Videos auf ihren Mobilteilen zeigten und natürlich: redeten. Und als es dann richtig losging, wars still. Und die Eindringlichkeit des Filmes konnte man spüren. Und die Begeisterung ganz differenziert hören.

Wir bekamen die diesjährige Jury zu sehen – prima buntgemixte Styles – und zu sehen war eine Coming-of-Age-Geschichte um alles, was das Pubertieren anstrengend macht: umziehen und auf eine neue Schule gehen müssen mit seltsamen Mitschülern und dissenden Mädels-Cliquen, peinlichen Eltern und peinlicher Schwester. Die Märchen-und-Puppen-Welt ist noch nicht verabschiedet, passt aber auch nicht mehr. Die Eltern verordnen Greta eine Party für den 15. (!) Geburtstag, was nun so garnicht geht angesichts der Umstände. Und das alles in Bunt, Unterhaltsam, Lustig.

Die Filmcrew, die hinterher auf die Bühne kommt, ist so schräg wie ihr Film. Und dass sie aus der Theater-Szene kommen und auch genug Filmgeschichte verinnerlicht haben (ich sage nur: Zauber von Oz), tut dem Film gut. Der hat ein klasse Storyboard, ist stilistisch wunderbar gebaut im besten Hollywood-Bollywood-Komödien-Stil, mit 1a-Tanzeinlagen, toller 70er-Retro-Requisite (allein den Hometrainer der Mutter muss man gesehen haben!), prima Tempo und Musik, irren Farben und einem Papierfalt-Zauberwald, der genau den Anteil an Unwirklichkeit hat, den Zauberwälder brauchen.

Die Geister des Zauberwald entspringen einer Jack-in-the-Box-Spieluhr und erinnern an 20er-Jahre-Ballette. Im Zentrum des Traumes von Greta, in dem sie einen Ausweg aus ihrem Alltags-Drama sucht, steht eine starke schöne Waldhexe – Huldra ist eine finnische Sagengestalt, wie ich gerade bei Wikipedia gelernt habe: eine wunderschöne Waldfee mit blonden Haaren, die die Männer betöre… das ist sie, bis auf wunderschön, hier ganz bestimmt nicht sondern – eine starke dunkelhaarige helfende Frau; leider habe ich mir die im Film für sie benutzte Zuschreibung nicht gemerkt.

Der Film kulminiert, als Greta träumend das Kind, das sie einst war, in den Schlaf begleitet – und dieses ihr darin einen Ausweg aus den schrecklichen hin zu schönen und ihr gemässen Seiten der Realität zeigt. Ein phantastisches Bild, eine schöne Szene. Jedenfalls sieht man sie dann später im Festtags-Anzug ihres frisch gewonnenen Schulfreundes und mit ihm tanzend – und er in ihrem rüschenrosa-Festtagskleid – und ihre Geburtstags-Party genießt sie nun sichtlich.

Im anschließenden Q&A wurde zwar eine australische Serie zitiert, an die der Film erinnert habe – leider konnte ich den Namen nicht verstehen bzw ihn mir nicht merken – aber für uns war der Film ästhetisch frisch und ungewöhnlich. Wie gesagt: Hingehen!!!


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