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Es klappt eigentlich immer an der Abendkasse…

Das sagen jedenfalls manchmal Menschen, wenn das Gespräch das Jahr über auf die Berlinale kommt. Ich kann das nie so richtig nachvollziehen, mir ist es lieber mit einer Tasche voller ausgedruckter Tickets rumzulaufen und zu wissen, welcher Film wann zu sehen sein wird.

Am Dienstag hat es mit dem Online-Vorverkauf nicht geklappt (Browswerfenster braucht um 10:00:00 acht Sekunden, um zu aktualisieren – alle Tickets weg). Also Tageskasse. In der Mittagspause bekomme ich am Zoopalast die Auskunft, es gäbe derzeit kein Kontingent, aber vielleicht käme eine bis eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn noch was rein.

Anderthalb Stunden vor der Vorstellung bin ich wieder da. Die Schlange ist noch nicht sehr lang, sie reicht bis unters Vordach. Kurze Zeit später ist sie schon doppelt so lang. Ein Mann im knallroten Anzug verteilt vom Sponsor spendierte Äpfel, aber mir ist zu kalt für Apfel.

Ein Krishna-Jünger mit Verstärker singt seine Chants zu elektronischen Beats. Mir hat es ja besser gefallen, als die noch so interessante handbetriebene Miniharmoniums spielten. Er ist ein Witzbold, der uns informiert, dass der Eingang zum Zoo da hinten sei. Ich frage mich, ob sich wohl in dieser Schlange ein Missionserfolg ergeben könnte. Vielleicht, wenn jemand die letzten zwei Tickets erwischt. Aber die hätten dann vermutlich nur noch den Film im Kopf und nicht Dankbarkeit für ein höheres Wesen, dessen irdischer Botschafter eben noch so schön gesungen hat.

Die Schlange bewegt sich nicht, offensichtlich tut sich kein Kartenkontingent auf. Die Filmcrew für den Film um 19:00 Uhr kommt an, es gibt was zu sehen. Festlich gekleidete Menschen werden auf dem roten Teppich fotografiert. Sie sind ziemlich bunt, das ist schön.  Vorne am Schalter werden ein paar Karten verkauft. Nicht viele. Titus kommt und stellt sich zu mir, wir warten zu zweit weiter. Irgendwann heißt es, dass für den 19:00 Uhr-Film keine Karten mehr kommen. Einige vor uns gehen weg. Wir schaffen es bis ins Foyer. Die Filmcrew von „unserem“ Film kommt. Einige Männer tragen schöne mongolische Kleidung und Hüte, die Frauen haben Mäntel an, da sieht man es nicht. Kurz danach ist Schluss, es kommen keine Tickets mehr.

Macht auch nichts. Wir fahren in die Fabelei und trinken ein Bier. Dass Abendkasse „eigentlich immer“ klappen soll, war mir immer suspekt.


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