No Other Land

Ein palästinensisch-israelisches Kollektiv macht einen Film: No Other Land von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham, Rachel Szor. Premiere ist im International, das Kino ist brechend voll.

Basel ist Palästinenser und lebt in Masafer Yatta. Yuval ist israelischer Journalist, der die Einwohner*innen dort unterstützt, indem er von den Vertreibungen berichtet. Die beiden freunden sich an, diskutieren immer wieder, die Reichweite ihrer Videos und Artikel. Letztendlich entsteht der Film.

Schon Basels Eltern waren Aktivist*innen, die sich gegen die Vertreibung aus ihren Dörfern wehren. Seit Jahrzehnten geht das so: israelische Armee erklärt ein Dorf zur militärischen Übungszone und rückt mit Bulldozern an. Die palästinensischen Dorfbewohner argumentieren, bitten, schimpfen und vor allem filmen alles mit Mobiltelefonen. Die Häuser werden zerstört. Wieder und wieder.  Teilweise wird das angebliche Militärgebiet an israelische Siedler übergeben, die dann dort gleichförmige Häuschen bauen. Immer wieder demonstrieren die Einwohner*innen gegen ihre Vertreibung. Manchmal tauchen bewaffnete Siedler direkt auf, Soldaten unterstützen sie.

Der Film zeigt die Menschen, denen das alles zustößt. Harun, ein junger Mann wird angeschossen. Er ist vom Hals abwärts gelähmt und muss mit seiner Mutter und Schwester in einer Wohnhöhle hausen, ohne Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung. Eine Schule wird mitten im Unterricht angegriffen und von Bulldozern zerstört. Brunnen werden mit Beton verfüllt und Wasserleitungen mit der Flex durchtrennt.

Wir erfahren, dass es einen über zwanzig Jahre andauernden Prozess vor dem höchsten Gericht Israels gab, der 2022 mit dem Urteil endete, dass die Vertreibungen rechtens seien. In der Diskussion danach wurde nochmal auf die Fragwürdigkeit dieses Verfahrens hingewiesen.

Vor der Diskussion war ich etwas besorgt. Das Filmteam erklärte, mit der Verlautbarung der Berlinale nicht einverstanden zu sein, sondern forderte eine sofortige Waffenruhe in Gaza (ich weiß nicht, was die genaue Position der Berlinale ist). Daraufhin wurden sofort Sprechchöre „Palestine will be free…“ laut. Die Moderatorin verwies sehr energisch auf „Ethics Conduct“ und darauf, dass es hier um Dialog gehe. Von der Moderatorin war ich sehr beeindruckt, das Ganze hätte sehr leicht kippen können. Fazit des Filmteams: es kann keine andere Lösung geben als eine politische.

Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Schlagwörter:


DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner