Zu Dumplings von Fruit Chan erhielt ich heute früh folgende Warnung per E-Mail: Dumplings allerdings (wenn auch hervorragende Cinematografie, Chris Doyle sagt dir ja sicher was) nur mit sehr gutem Nervenkostüm und stabiler Magensituation erträglich, nix für Weicheier (wie mich 😉 Kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass mir im Kino über eine
Stunde übel war und ich mit dem Rausgehdrang kämpfen mußte… Einer Frau im Publikum wurde offenbar so „unwohl“ dass sie mit einem Krankenwagen weggebracht werden mußte! Die Mail endete mit der Warnung, ich solle vorher weder chinesisch noch schwäbisch essen.
Und dann: ein echtes Highlight, ein richtig böser und in der Tat auch ekliger Film. Die Geschichte: Die reiche Hongkongerin (Miriam Yeung) möchte ewige Jugend und sucht sie bei der geheimnisvollen Jiaozi-Köchin Mei (Bai Ling), deren Teigtaschen wundersame Wirkung haben sollen. Die Szene, in der Frau Li zum ersten Mal bei „Tante Mei“ zu Gast ist, ist einfach großartig. Sie fürchtet sich vor dem, was da auf sie zukommt, während Mei während der Zubereitung die ganze Zeit erklärt, wie sie den Teig macht, dass sie lieber mehr zarten Chinakohl nimmt, weil die feine Dame Jiucai (chinesischen Schnittlauch) vermutlich zu penetrant findet, sie hat immer ein wenig Mehl im Gesicht und es ist gleichzeitig sehr ästhetisch und ein wenig eklig, ihr beim Kochen zuzusehen. Frau Li wagt es dann auch nicht, das erste Teigtäschchen zu essen, es fällt zu Boden und wird im Topf einer kränkelnden Pflanze begraben, die im Lauf des Films wunderschön erblüht. Frau Li überwindet sich natürlich doch, und der Soundtrack liefert beim Kauen schaurig-schöne Knack- und Knurpsgeräusche. Die Fortschritte der Verjüngungskur sind der Kundin jedoch zu langsam, so dass potentere Füllungen her müssen. Da Mei früher in der VR China als Abtreibungsärztin gearbeitet hat, weiß sie, was geeignet ist – 5 Monate alte Föten sind am besten, Wirkung und Beschaffenheit werden ziemlich drastisch beschrieben. Diese sind natürlich sehr schwer, aber nicht unmöglich zu bekommen. Der gewünschte Erfolg stellt sich ein, allerdings mit gewissen Nebenwirkungen…
Die moralische Fragwürdigkeit der Jiaozi-Kochkunst wird einerseits erst durch die tragische Nebenhandlung explizit, während die Köchin selbst absolut skrupellos ist – so hält sie dem Gatten der Kundin (Tony Leung Ka-fai mit ziemlich schlecht weiß gefärbten Haaren) einen Vortrag über die lange Tradition des Kannibalismus in China, während er ebenfalls zum Wunderklops greift. Andererseits wird sie durch die Veränderung deutlich, die mit Frau Li vor sich geht: mit zunehmender Gier kehren sich gewissermaßen die Rollen um: Mei zieht sich, zwar zwangsweise und möglicherweise vorläufig, aus dem gefährlichen illegalen Business zurück, während Frau Li auf ziemlich brutale Weise in ihre Fußstapfen tritt.
Eine schöne Besprechung von Kozo gibt es auf www.lovehkfilm.com.