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Ci Qing – Spider Lillies

Wieso finden es manche Lesben eigentlich kommentierenswert, wenn Nichtlesben (was immer das nun wieder heißen mag, aber größer ist die zugestandene Schublade vermutlich nicht), Filme lesbischen Inhalts sehen? Das passiert seltsamerweise immer wieder, gestern vor Ci qing – Spider Lillies. Da war doch die Mission, die Regisseurin und Hauptdarstellerinnen im Anschluss an den Film vertraten, gleich viel plausibler: es kann gar nicht genug Lesbenfilme geben, und wenn Menschen, die das noch nicht verstehen, unseren Film sehen, verstehen sie es gleich viel besser.

Xiao Yu ist ein "Webcamgirl". Die Kundschaft loggt sich ein, schaut zu, kann auch mit Xiao Yu sprechen, chatten oder auch Einzelsessions kaufen, die dann mehr kosten. Manchmal kommt die Großmutter ins Bild, die nicht so genau weiß, welche Art Computerspiele ihre Enkelin da treibt. Dann schaltet Xiao Yu ab und wird danach von ihrer Auftraggeberin gerügt… (Vorsicht, Spoiler)

Xiao Yu trifft ihre erste Liebe wieder, die schöne Tattookünstlerin Takeko (Chinesisch Zhuzi, Bambus – ein sehr schöner Name für eine große schmale Frau), für die sie vor neun Jahren allerdings nur ein kleines Nachbarsmädchen war. Takeko tut zunächst, als würde sie sie nicht wieder erkennen. Xiao Yu will sich ein Tattoo machen lassen – eigentlich die Spinnenlilien, die auf einem Stück Menschenhaut wie ein Bild an der Wand des Studios hängen, aber die trägt Takeko selber – und jedes Tattoo hat ein Geheimnis.

Der Film hat viele Motive: Einsamkeit, Erinnerung, Liebe, Identität. Irritierend finde ich, dass die lesbische Identität der Protagonistin zunächst zur Disposition zu stehen scheint, denn jedes Mal, wenn Takeko mit ihrer Geliebten zusammen ist, passieren größere Katastrophen – vor neun Jahren hat sie nicht auf den kleinen Bruder aufgepasst, sondern ihn alleine gelassen, als das große Erdbeben kommt, in dem der Vater umkommt. Der Bruder verliert das Gedächtnis und Takekos Versuche ihm nahe zu sein, misslingen all die Jahre. Sie bleibt alleine – Xiao Yu ist die erste, auf die sie sich wieder einlässt, und schon passieren neue Katastrophen. Leicht verstimmt denkt die Zuschauerin an ältere Filme, in denen Lesben oft nur tragische Figuren sein durften – da kriegt der Film die Kurve und alles wird doch noch gut. Das ist nach so viel Melodram ein bisschen überraschend, aber auch schön.


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