Hotel Very Welcome

Ein Standartwitz beginnt so:

Ein Ire, zwei Engländer und zwei Deutsche sind unterwegs in Thailand und Indien.

Was sich in der Filmankündigung wie ein Selbstfindungsfilm dieser unterschiedlichen Charactere ausnimmt, beginnt in der ersten Szene mit einer Deutschen, die von ihrem nichtssagenden Hotelzimmer aus versucht, ihren verpassten Flug umzubuchen. (Nie zuvor konnte ich mir vorstellen, wie jemand durch das Buchstabieren seines Namens so viel über sich aussagen kann.)

Der Gesprächspartner radebrecht Englisch und nach der ersten Minute des Filmes ist der Ton des Filmes gesetzt: Dokumentarisch, verzweifelt, mit Liebe zu den Protagonisten.

Schublade auf für eine mentale Roadmovie Tragik-Kommödie mit

– Einer „Ich brauche etwas Abstand und begebe mich in den Aschram“ Deutschen,

– Einem „Ich bin dauerbekifft und offen für Alles in Indien, weil weg von zu Hause“ Iren,

– Der genannten „Ich habe meinen Anschlussflug verpassten“ Deutschen (die eine Stimmfärbung hat, daß ich mir von Ihr auch das Telephonbuch gerne vorlesen lassen würde) und

– Zwei „Wir beide sind Kumpels, kennen uns beide aber nicht wirklich und wollen Sonne, Raves und Däninnen, Schwedinnen, oder Engländerinnen“ Engländern.

Es macht viel Spaß, den Schauspielern beim dokumentatorischen Spiel mit sich zuzusehen. Die vier Geschichten fügen sich gut zu einem Gesamtbild zusammen.

Das angekündigte „Kjuh änt Äih“ nach der Vorführung, mit den anwesenden vor und hinter der Kamera Leuten zeigt ein entspanntes und nervöses Team, welches sich sehr über den starken Beifall des Publikums freut.

Fazit: Durch die ungewöhnliche Klassifizierung des Filmes, plus der ZDF Koproduktion, werden wir „Hotel Very Welcome“ unverdientermaßen nicht in den Kinos, sondern erst auf arte sehen. Schade, er wäre es wert, ins Kino zu kommen.

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Kommentare

4 Antworten zu „Hotel Very Welcome“

  1. Evelyn Möcking

    Ich bin gerade ganz zufällig auf diesen Film gestoßen und war wirklich überrascht. Als wir drei damals in Thailand angesprochen wurden, haben wir das gar nicht so wahrgenommen. Ich glaube kaum, dass die Szene benutzt wurde, aber trotzdem wärs spannend und interessant zu sehen, was aus dem Konzept geworden ist. Ich hoffe, es gibt bald eine Möglichkeit, den Film zu sehen.

  2. Lisa

    Ich habe den Film heute im PassageKino/Leipzig kostenlos ansehen dürfen – und war verzaubert! Man weiß nicht ob man weinen oder lachen soll, aber man fühlt sich trotzdem unglaublich wohl beim zusehen. Ein bisschen wie One Day In Europe, aber viel persönlicher, skurriler, echter.
    Ein kleines Meisterwerk.

    1. ralph

      Lisa, was hat Dich denn überlegen lassen zu weinen? Ich habe mich sehr unterhalten und amüsiert.

  3. Lisa

    Weil die Charaktere, bei aller Skurrilität, im Grunde etwas Trauriges an sich hatten – und ich das gut nachfühlen konnte. Es kommt ja vieles zu Tage, was von Verzweiflung geprägt ist, im ersten Moment lustig erscheint, beim Überdenken aber fast schon tragisch anmutet. So mein Eindruck.

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