Dies war ein Film aus der Kategorie "so noch nie gesehen": Tuli vom philippinischen Regisseur Auraeus Solito.
Es ist die Geschichte von starken Frauen in einer ländlich abgeschiedenen Gegend. Daisy Tochter des gewalttätigen Bäckers und Beschneiders weiß schon ziemlich früh, dass die Männer im Tal alle Säufer oder brutal sind. Ihre Freundin Botchok braucht ein bisschen länger um zur selben Erkenntnis zu kommen, wobei ich das gut verstehen konnte, denn die im Bach schwimmenden Blüten, mit denen einer der Dorfjungs es schafft sie zu bezaubern, sind wirklich wunderschön. Die eigentlich brisante Handlung geht los, als die beiden nicht nur beschließen zusammen zu leben, sondern, dass Daisy ein Kind möchte (nicht zuletzt um ihre verwitwete Mutter mit einem Enkel aufzuheitern). Sie sucht sich den Enkel der Schamanin als Vater aus, weil er anders als die anderen ist und nicht zuletzt der einzige Mann, der nicht von ihrem Vater beschnitten wurde. Der lässt sich entzückend schnell überzeugen. Das Dorf ist empört, als sie schwanger ist und niemand weiß, von wem. Die fundamentalistisch-ländlichen Dorf-Katholiken sind keinesfalls gewillt, den Lebenswandel der beiden Frauen zu dulden…
Interessant waren außerdem katholische Praktiken wie Selbstgeißelungen der Männer am Karfreitag und ein Passionsspiel mit lustigen Kostümen, das allerdings etwas aus der Bahn läuft, weil die Dorfjungs eben doch ziemlich fies sind. Sehr exotisch auch das Bananenblütenritual, in dem der Nachwuchsschamane seine Kraft empfängt und die Großmutter, die mit großen Strohwedeln Gewitter macht – immer, wenn Regen gebraucht wird oder wenn die Dorfbevölkerung sich zu schlecht benimmt.
Was der Regisseur anschließend von der Zensur erzählt, ist ungefähr genauso exotisch-speziell: der Film hätte auf den Philippinen um so viele wesentliche Szenen geschnitten werden müssen, dass die Geschichte nicht mehr verständlich gewesen wäre. Das ist umso erstaunlicher, weil sein erster Film über homosexuelle Männer mit durchaus expliziten Sexszenen die Zensur anstandslos passieren konnte. Und bevor jemand Fragen zur Qualität des Materials stellen konnte, reichte er noch die folgende Information nach: "All film cameras were busted, we had to go digital".