Eastern Promises

Eastern Promises beginnt mit einem ganz genau und sehr lange gezeigten Rasiermesserschnitt durch die Kehle eines Russen. Das Blut quillt dunkel wie in einem koreanischen Film und ich denke denke mir, dass ich es doch mehr schätze, wenn die Kamera sich im entscheidenden Moment abwendet. Nächste Szene: eine junge Schwangere, die in einer Apotheke in einer Blutlache kollabiert. Im Krankenhaus stirbt sie, ihr Baby wird gerettet. Die Hebamme Anna (Naomi Watts) nimmt ein Notizbuch aus der Tasche der Toten an sich, denn sie hofft auf Hinweise auf ihre Identität, um Verwandte des Babys zu finden. Ihr russischer Onkel Stepan weigert sich zunächst, das Buch zu übersetzen, so dass sie mit der Karte eines russischen Restaurants, das sie darin gefunden hat, dorthin geht und mitten in ein Hauptquartier der russischen Mafia gerät. Weitere Figuren sind Armin Mueller-Stahl als Mafia-Boss Semyon, sein missratener Sohn und Kronprinz Kirill (Vincent Cassel), sowie der mysteriöse Fahrer mit den vielen Tatoos (Viggo Mortensen).

Als Anna – doch noch durch ihren widerspenstigen Onkel – erfährt, dass es der Mafiaboss selbst war, der das Mädchen vergewaltigt und gefangen gehalten hat und deshalb am Original des Tagebuchs interessiert ist, wird es natürlich gefährlich (etwas unlogisch: warum will Semyon nur ihren Onkel beseitigen lassen, Anna und ihre Mutter aber nicht?). Allerdings nervt die Naivität etwas, mit der Anna die ganz Bösen zur Rede stellt, oder auch dass erst der Fahrer sie auf den Gedanken bringt, dass es vielleicht keine Garantie für ein schönes Leben ist, wenn sie versuchen sollte, das Baby zu seinen russischen Verwandten zu schicken. Der Fahrer ist die eigentliche Hauptfigur des Films, und es ist zugegebenermaßen sehr spannend, wie er sich ganz vom Rand immer weiter ins Zentrum bewegt. Da es auf dem Weg dorthin aber noch reichlich explizit blutig zugeht, war mir am Ende vor allem übel, was die Faszination für die Ambivalenz der Figut zumindest für mich etwas gedämpft hat.

In der taz gibt es ein Interview mit David Cronenberg, in dem ich vor allem die Stelle über den antrainierten russischen Akzent der internationalen Schauspieler interessant fand.

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