Offensichtlich war ich lange nicht außerhalb der Berlinale im Cinestar, so dass ich das lustige Ritual des Handy-Abgebens noch nicht kannte: alle Mobiltelefone werden eingesammelt, in große Umschläge gesteckt und mit Nummer versehen. Das führt zu Schlangenbildung vor und nach dem Film. Ob es sonst für etwas gut ist?
Die Überraschung war Before the Devil Knows You’re Dead von Sidney Lumet. Die ungleichen Brüder Andy und Hank sind beide Loser – nur gibt ersterer es noch nicht zu. Andy hat im Job Geld unterschlagen und lebt über seine Verhältnisse. Hank ist mit den Unterhaltszahlungen für seine Tochter im Rückstand und lässt sich vom großen Bruder zu jedem Schwachsinn überreden – in diesem Fall zum Überfall auf das elterliche Juweliergeschäft. Hank ist aber nicht nur ein miserabler Räuber, sondern auch ein ausgespochen ungeschickter Lügner, wodurch sich eine Dynamik des Scheiterns ergibt, bei der die Zuschauerin wieder und wieder denkt, das kann nicht gut gehen – und dann geht es auch nicht gut. Damit ist aber nicht alles gesagt, denn dafür, dass die Brüder sich beim Versuch ihre Beteiligung zu verschleiern, in immer schlechteren Entscheidungen verstricken, gelingt dem Film ein einigermaßen offenes Ende.