Die letzte ihrer Familie läuft im Kinderprogramm. Neko ist eine Nenet, die in den 60er Jahren in der Tundra ihre frühe Kindheit verbracht hat. Heute ist sie eine ältere Dame, trägt eine farbenfrohe Bluse, sitzt vor einer Teetasse in einem Holzhäuschen und erzählt von früher. Da lebte die Familie in einer Art Jurte, Großmutter und Großonkel sind Schamanen, die Mutter ist lange im Krankenhaus, und als sie zurück kommt, will sie, dass Neko zur Schule geht. Dort ist es nicht schön, es gibt Brei statt Fisch, zum Zählen benutzt man Zahlen anstatt Rentiere und Fische, und als sie einen "roten Traum" hat, läuft sie weg, um zu Hause davon zu erzählen.
Der Unterschied zwischen der Welt, die es schon gar nicht mehr gibt, und dem Leben, das Neko, mit russischem Namen Nadya, dann geführt hat, ist gewaltig. Sie erzählt davon ohne Bedauern, sie hat einen anderen Weg gewählt und singt andere Lieder als das Schamanenlied, "das in ihrem Herzen schläft". Der Film impliziert aber etwas ganz anderes, dadurch, dass nur die schwierige Eingewöhnungszeit in der Schule gezeigt wird, erscheint die russische Welt als die unfreundliche, hässliche, so dass die Zuschauerin den Untergang der anderen Kultur sehr wohl bedauert.
Leider hat die sehr kleine Regisseurin, die auch aussieht, als gehöre sie zu einem Tundravolk, die Frage- zu einer Singstunde umgewandelt, so dass sie nicht gefragt wurde, ob die Geschichte von Neko auch ihre ist.
Kommentare
Eine Antwort zu „Sukunsa viimeinen“
Es ist mittelbar ihre Geschichte: die Regisseurin ist Nenet und ihr finnisch-stämmiger Ehemann sind schon mehrfach Forums-Gäste gewesen mit Filmen über die Nenet. Sie hat in der Sowjet-Zeit als Journalistin gearbeitet und ist darüber auf den Film und ihr Dokumentations-Thema gekommen. Ihr geht es – denke ich – darum, der ‚versunkenen Welt‘, die in Indigenen steckt, etwas Sichbarkeit zu verschaffen.
Ich wunderte mich etwas und freue mich, dass es diese Art Dokumentarfilme (eigentlich ist es Docu-Fiction) überhaupt noch ins Berlinale-Programm und dann auch noch zu Generation schaffen, weil ich mir einbilde, das sei für ‚das Publikum von heute‘ zu sperrig, hölzern, unperfekt und dann sitzen wir in einem animierten Bienenschwarm von Kindern, die voller Schwung auf die (Indianer-)Geschichte einer Nordmeerküsten-Bewohnerin und ihre Erzählung, wie sie ihre ethnischen Wurzeln und ihre schamanischen Aufgaben nach und nach verlor, eingestiegen zu sein scheinen… tja.