Tage nach der Eröffnung

Der offzielle Eröffnungsfilm war auch meiner: Tuan Yuan von Wang Quan’an im Kiezkino Odeon. Es wurde extra ein kleiner roter Teppich mit Scheinwerfern aufgebaut. Der Teppich dann sogar mit irgendwelchen roten Krümeln bis zur Bordsteinkante verlängert. Regisseur, Hauptdarstellerin, Kameramann und Produzent kamen schon vor der Vorstellung auf die Bühne und berichteten davon, wer wem während der Dreharbeiten das leckere Essen wegstibitzt hat.

Der Film handelt von einer verlorerenen und wiedergefundenen Liebe: der taiwanesische Veteran Lao Yuan kommt nach über 50 Jahren zurück nach Shanghai, wo er 1949 seine schwangere Liebste am Hafen verpasst hat und alleine nach Taiwan geflohen ist. Die ist inzwischen mit einem anderen Mann alt geworden und hat außer dem gemeinsamen Sohn noch zwei erwachsene Töchter und eine entzückende erwachsene Enkelin. Der Heimkehrer wird herzlich willkommen geheißen, es gibt ein tolles Essen nach dem anderen. Schon nach kurzer Zeit verkündet er seiner Jugendliebe, weshalb er gekommen ist: um sie mit nach Taiwan zu nehmen. Er fragt nicht, er verkündet. Sie ist gar nicht überrascht, sondern fragt sich nur, wie sie das ihrem Mann beibringen soll, denn der ist schließlich ein Guter.

Vorsicht, schwere Spoiler nach dem Klick. Sorry, ich muss es hinschreiben, aber ein Detail in der Schlussszene vergesse ich sonst bestimmt…

Der gute Mann reagiert erstmal ganz cool und weist sogar seine Töchter zurecht, dass es einzig die Entscheidung der Mutter ist. Die Zuschauerin ist über soviel Abgeklärtheit sehr verblüfft, aber schließlich ist es Kino und noch lange nicht das Ende.

Bei einem Essen im Restaurant bricht doch allerhand Kummer aus dem betrunkenen Lao Lu und der dann zusammen. Sehr bemerkenswert das zweite Essen des Dreiecks, nachdem Lao Lu aus dem Krankenhaus zurück ist, bei dem viel getrunken und gar grauslich gesungen wird. Die drei wollen nicht vernünftig sein, aber was wollen sie? Geht es ums Wünschen? Geht es um die Erfüllbarkeit von Wünschen? Am Ende reist Lao Yuan alleine ab, und beim allerletzte Essen in der neuen Hochhauswohnung, legt die Frau die besten Stücke in ein Schälchen, vor dem gar keiner sitzt.

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