También la lluvia – Even The Rain

Der Film También la lluvia – Even The Rain von Icíar Bollaín spielt in Cochabamba in Bolivien, und das hatte mich interessiert. Bolivien, diese gigantische Fehlkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert, umfasst Andenterritorium mit kargem Hochland, und ein tropisches Tiefland, mit Menschen darin, die kaum unterschiedlicher sein können (und im Versuch, die zusammen zu bringen liegt die Fehlkonstruktion durch den Namensgeber des Landes). Reist man von oben nach unten, durchquert man fast alle Vegatationszonen. Ziemlich genau in der Mitte liegt Cochabamba, in der besten Lage jenseits der Extreme, die sonst Bolivien bestimmen. Schon vor der Kolonialzeit besiedelt, liegt es in einem gesunden und warmen Klima. Während im Hochland seit vielen Jahrzehnten gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in den Minen im Hochland gekämpft wird, und sich die Reichen im Tiefland nur um das Roden von Wald und um das Anhäufen von Drogengeldern kümmern, steht Cochabamba für soziale Bewegungen, die von den Lateinamerika innewohnenden sozialistischen Grundgedanken getrieben werden. Der sogenannte Wasserkrieg von 2000 richtete sich gegen die vom IWF verordnete Privatisierung der Wasserversorgung und hat diese erfolgreich verhindert. Seit 2006 hat Bolivien nach vielen Ex-Militärs und Ex-Diktatoren endlich einen sozialistischen und indigenen Präsidenten, Evo Morales, der gute Intentionen mit wenig politischem und gar keinem diplomatischen Geschick verbindet. Es scheint, als würde er dafür geliebt, kein glatter Politiker zu sein. Die Probleme Boliviens hat er noch lange nicht im Griff, sein großer Verdienst ist aber die Abkehr von Privatisierungen und die Rückeroberung der Mineralölvorkommen von blutsaugenden amerikanischen Unternehmen. Wenn man das weiss, kann man diesen Film ertragen, andernfalls wäre er niederschmetternd düster.

Der Film handelt vom Casting und Dreh für einen Spielfilm über die Ankunft von Kolumbus in einer Kurzfassung der Kolonialgeschichte, der zwiespältige Bartholomeo De Las Casas und sein Einsatz für die Indianer, die er zuvor selbst versklavt hatte, spielt eine große Rolle darin. Der Spielfilm wird nur deshalb in Bolivien gedreht, weil es dort billiger ist, das mit dem Boot ist lustig, da Bolivien nicht mal einen Zugang zum Meer hat. Die indianische Hauptrolle bekommt ein sehr selbstbewusster Mann, der auch die Proteste gegen die Privatisierung und den Verkauf der Wasserwerke an eine amerikanische Firma anführt. Es entsteht der Konflikt, dass Filmemacher sich nicht auf seine Seite stellen können, als er verhaftet wird, sie ihn aber brauchen und freikaufen, ohne ihn wirklich zu befreien. Damit benutzen und missbrauchen sie die Indianer in gleicher Weise wie Kolonialherren. Die Indianer sollen den Protest verschieben, bis der Film fertig ist, aber dann gäbe es kein Wasser mehr, das sie bezahlen könnten. Als der heftige Krieg mit der Polizei ausbricht, gerät alles durcheinander, und am Ende, welcome to Hollywood, siegt die Menschlichkeit, ein Bisschen jedenfalls. Kopflastig, wie lateinamerikanisches Kino schon mal sein kann, hat der Darsteller des Kolumbus mit den gleichen Problemen wie seine Figur zu kämpfen, und auch der Darsteller von De Las Casas ist als Spiegel angelegt. Einzig die Indianer sind alle gut, und das nervt dann doch ein wenig.

Der Film leidet darunter, dass es das Thema in dieser Gegend keine Nummer kleiner gibt. Den gleichen Inhalt hätte man auch mit einem anderen Film-im-Film als gleich der ganzen Kolonialgeschichte darstellen können. Gael Garcia Bernal spielt ganz ordentlich und flucht ganz prima mexikanisch.

Die (flashlastige) Website zum Film: www.tambienlalluvia.com

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