Letzter Tag

So, die Bären sind verteilt, die Berlinale ist vorbei. Dabei habe ich es mal wieder längst nicht geschafft, über jeden gesehenen Film etwas zu schreiben. 

Da war noch der iranische Film von Reza Dormishian Asabani Nistam! I’m not Angry. Ein junger Mann wird von der Uni geworfen, das bringt sein ganzes Leben durcheinander, denn plötzlich ist er keine gute Partie mehr, und der Vater seiner Freundin Setareh schlägt ihm vor, sie zu verlassen, um ihr ein glücklicheres Leben als mit ihm zu ermöglichen. Er verliert seinen Job, weil er aus Wut seinen fiesen Chef geschlagen hat. Auch als Maklergehilfe stellt er sich nicht gerade geschickt an. Der Film hat einen sehr düsteren Schluss.

Heute gab’s dann noch Wu Ren Qu – No Man´s Land von Ning Hao (er war 2005 mit Lü Caodi – Mongolian Pingpong auf der Berlinale, ein toller Film!). Ein Western – er spielt nämlich in Xinjiang. Ein junger Anwalt verteidigt einen Fiesling (einen, der mit gewilderten Falken handelt – wobei ich nicht sicher bin, dass es wirklich Falken waren, jedenfalls geschützte Greifvögel), der mit Absicht und einem schweren Geländewagen ein Polizeiauto zu Schrott gefahren und einen Polizisten getötet hat. Er gewinnt, und weil er nicht wieder mit Pferdekarren und zehn Stunden Bahnfahrt zurück in die Stadt will, verlangt er von seinem Mandanten dessen rotes Auto. Der gibt es ungern raus, aber der junge Schnösel bekommt es und fährt los. Der Wildererhandlanger lauert ihm unter Vortäuschung einer Panne auf… Soweit kommt er aber erstmal nicht, denn er bekommt Stress mit einem LKW bzw. dessen beiden Insassen – eine großartige Szene in der ein kleiner Streit ganz heftig eskaliert. In ganz Xinjiang scheinen nur finstere bis finsterste Gestalten unterwegs zu sein – als nächstes bei einer Raststätte, wo die Frau im Laden mit Informationen handelt, der Chef eine junge Frau gefangen hält und eine Tankfüllung 1500 Kuai kostet. All diese Gestalten tauchen mit großer Beharrlichkeit immer wieder auf, wenn man schon gar nicht mehr mit ihnen rechnet. Es geht wieder viel kaputt – und das Ende ist komplett absurd. Trotzdem: guter Film, sehr wüst, aber er spielt ja auch in der Wüste.

Allerletzter Film (irgendwie ist es auch ein bisschen schade, wenn das dicke Ticketbündel immer dünner und dünner wird, und irgendwann die letzte Karte aus dem Umschlag gezogen wird): UTU Redux, ein Film von 1983, den der Regisseur Geoff Murphy restauriert und neu geschnitten hat. Noch ein Western, in dem Te Wheke, ein Maori, der eigentlich beim Militär der Kolonialmacht ist, nach einem Massaker an einem Maori-Dorf desertiert und einen Aufstand anführt. Weitere Personen sind ein Siedler, dessen Frau getötet wird, der danach eine sehr spezielle Aufrüstung betreibt, ein junger Offizier, der sehr von einer attraktiven Maorifrau angezogen wird, sein arroganter Colonel und auf beiden Seiten Maori – von denen ich mich manchmal gefragt habe, wer jetzt auf welcher Seite steht, bzw. warum manche überhaupt bei der Kolonialmacht mitmachen. Sehr spannend, sehr speziell, so würde der Film heute vermutlich nicht gedreht werden, und er bekäme auf keinen Fall diesen Soundtrack – sehr merkwürdig symphonische Klänge zu Kriegshandlungen. Trotzdem: guter Film!

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