Noch ein iranischer Autofilm

Noch ein iranischer Film, der hauptsächlich im Auto spielt: Madare ghalb atomi (Atom Heart Mother, der Song von Pink Floyd). Zwei Freundinnen verlassen eine Party, albern im Auto herum, lesen unterwegs einen zu Fuß gehenden Freund auf, genießen eine schöne Aussicht übers nächtliche Teheran, albern über die Kulturgeschichte westlicher und östlicher Toiletten herum und singen laut und abwechselnd mit, als im Radio We Are The World läuft. Ich glaube, ich fange eine neue Sammlung an: von Filmpersonen gesungene Hits – dieses Exemplar ist super!

Auftritt de geheimnisvolle Fremde, der zunächst freundlich aushilft, und dann immer seltsamer und unheimlicher wird. Der Schluss kommt extrem plötzlich, und ist so offen, dass wir vollkommen konträre Ideen diskutiert haben, was passiert wäre, wenn er nur eine Minute länger gewesen wäre. Super!

Der Hauptdarsteller, von dem ich mir mit den Frauen hinter uns einig war, dass er (im Film mehr als danach in echt) George Clooney ähnelt, hat bereits vor dem Film einen seltsamen Auftritt: Der Regisseur kündigt an, nachher für Q&A da zu sein und wünscht viel Spaß im Film, da verlangt der Hauptdarsteller bestimmt nach dem Mikro, um eBeifalls zu sagen, dass er nachher für Q&A da sei und viel Spaß im Film wünscht. OK, aber ein bisschen wichtig-wichtig kommt das schon rüber.

Die Session danach war dann sowas wie absurdes Theater. Regisseur und Protagonist schienen sich gegenseitig ausstechen zu wollen – soweit ich das ins Wort fallen überhaupt richtig deuten kann, denn ein besonderes Schauspiel bot der Dolmetscher. Das, was der Mann da tat, lässt keinerlei Rückschlüsse zu, ob er eine oder gar beide Sprachen, die er da Dolmetscht, beherrscht. Keine Ahnung, ob er die Fragen überhaupt verständlich übersetzt hat, ob der Regisseur ihn einfach ignoriert hat und absichtlich lieber von anderen Themen sprechen wollte, als der Moderator, es war jedenfalls nicht der geringste Zusammenhang zwischen Fragen und Antworten zu erahnen. Wobei die Antworten auch keine Statements für sich, sondern komplett unverständlich waren. Nach einiger Zeit fing das Publikum an zu lachen, ein hilfloses, verwirrtes Lachen, denn eigentlich möchten ja alle die Chance nutzen und Informationen aus erster Hand mitnehmen. Schade, aber dann nehmen wir den Film eben für sich, und der war toll.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Noch ein iranischer Autofilm“

  1. Mimi

    Der Dolmetscher war auch schon am Dienstag ein Problem- da hat dann ein genervter Zuschauer eingegriffen. Das Gespräch hat mir den Film trotzdem nicht näher gebracht, ich fand ihn recht wichtigtuerisch und hab mich so sehr gelangweilt, dass mich nicht mal interessiert was das Ende sein könnte.
    Mag an dem sehr starken Film vorher gelegen haben, The Look of Silence

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