Samsara

Samsara von Lois Patiño beginnt in Laos in einem Tempel, in dem viele kleine Jungs und junge Männer Mönchsdinge tun. Meditieren, sich auf den Straßen von den Anwohnerinnen Essen schenken lassen, kochen, essen, beten, singen. Einer schläft, seine Träume werden durch überblendete Mosaikbilder dargestellt – das Motiv kommt noch öfter vor. Ein anderer junger Mann, Amid, liest der alten Frau Mon, die den Tod nahen fühlt, aus dem Bardo Thödol vor. Das ist das berühmte tibetische Totenbuch. Immerhin unterhält er sich mit einem der jungen Mönche darüber, dass der laotische Buddhismus anders ist. Der Text soll der Frau helfen, nach ihrem Tod leichter in einen neuen Körper zu inkarnieren. Sie möchte gerne als Tier wiedergeboren werden. Sie findet, das habe nur deshalb so einen schlechten Ruf, weil die Menschen die Tiere so schlecht behandeln.

Dann macht Amid mit den jungen Mönchen einen Ausflug an sehr schöne Wasserfälle im Dschungel. Die ganzen orangefarbenen Kutten sehen vor der Kulisse super aus. Amid bekommt einen Anruf auf dem Handy – immer wenn sowas im Film passiert, frage ich mich, warum es auf der ganzen Welt Empfang gibt, nur nicht in Brandenburg. Die Frau ist gestorben, er fährt schnell zurück, um ihr das Buch zu Ende vorzulesen.

Dann kommt auf der Leinwand ziemlich genau die Anweisung, die er eben vorgelesen hat: wir sollen die Augen schließen, durch die geschlossenen Lider Lichter und Farben wahrnehmen, den Tönen und dem Donner lauschen und die Augen erst wieder öffnen, wenn Stille eingekehrt ist. Das gelingt mir fast, nur ab und zu muss ich etwas schummeln, um zu sehen, wie sie das machen. Es ist eine interessante Kino-Erfahrung, mit geschlossenen Augen zu sehen und nur Töne zu hören. Es dauert auch ein bisschen lange, dann ist Stille.

Ein Zicklein wird geboren – auf Sansibar. Es wird sehr geliebt und von einem kleinen Mädchen überall mit hingenommen. Frau Mon hat es gut getroffen. Dann gibt es noch den Handlungsstrang der Frauen, die jetzt Seetang anbauen, um daraus Seife und andere Dinge zu machen. Die Abwässer der Touristenhotels machen ihnen die Ernte kaputt und das Leben schwer. Das wäre ein super Dokumentarfilm geworden. Die Mutter des Mädchens liefert noch einen kurzen Diskurs über die Vorstellung vom Sterben in verschiedenen Kulturen. Dann kommt noch das Zicklein abhanden, und es bleibt offen, ob es wiedergefunden wird.

Das mit dem Übergang war interessant, aber die Geschichte war mir zu zerstückelt und auf Effekte aus. Wieso tibetisches Totenbuch in Laos? Nur um anschließend dieses visuelle Experiment machen zu können? Weil sie in Tibet keine Drehgenehmigung bekommen hätten? Wieso der Ausflug der kleinen Mönche? Nur weil orange vor grün und türkis so toll aussieht? Was sollte das mit dem Seetang? Der Film hat schöne Bilder und interessante Effekte, aber zu viele Ideen, die so zusammengestückelt wirken, wie die Mosaikbilder aus den Träumen.

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