The Survival of Kindness

In eine Miniaturlandschaft im Modelleisenbahnformat mit gefesselten Leuten, bewaffneten Wächtern und herumliegenden Toten sticht ein großes Küchenmesser. Das Modell erweist sich als Torte, die lachenden Menschen serviert wird. So beginnt The Survival of Kindness von Rolf de Heer. Die Leute tragen Gasmasken und sind deshalb nicht zu verstehen. Von der Zuschauerin. Untereinander verstehen sie sich sehr gut.

Zwei treten nach draußen, wo eine Schwarze Frau in einem Käfig auf einem Anhänger eingesperrt ist. Sie fahren sie in die Wüste und lassen sie dort stehen. Nachts ist es sehr kalt, tags heiß. Ameisen krabbeln bei Sonnenaufgang aus Löchern im Boden. Auf der Leinwand sehen sie gewaltig aus.

Der Frau gelingt es, sich zu befreien, und sie läuft einfach los, durch die Wüste, durch Wälder und über Berge. Sie findet einen Toten – einen mit Gasmakse, also einer von denen – dessen Schuhe und Kleider sie sich nimmt. Die Schuhe passen nicht, und sie tauscht sie noch mehrfach um: mit einem Kranken, der die Seuche hat – im Tausch gegen einen Becher Wasser (bin nicht sicher, ob das unter „kind“ fällt, auch wenn er die Schuhe eigentlich nicht mehr braucht). Mit einer Schaufensterpuppe in einer Geisterstadt. Mit einem Gehängten, der von einer Brücke herabhängt. Sie gelangt in immer dichter bewohntes Gebiet, das System wir immer klarer erkennbar: Die Weißen schützen sich mit den Gasmasken, alle anderen werden, gefangen, gequält, ausgebeutet, getötet, der Seuche ausgesetzt. Widerstand gibt es nur sehr vereinzelt und chancenlos. Als wir aus dem Kino kommen, sind wir uns nicht einig, ob die Freundlichkeit überlebt hat.

 

 

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