Tongo Saa

Tongo Saa von Nelson Makengo ist ein Film über Licht, oder vielmehr über die Dunkelheit, als Abwesenheit von Licht. Das ist zum Teil sehr praktisch gemeint.

Ein Kanu fährt im Dunkeln zwischen überfluteten Häusern herum. Hier leben Menschen im Wasser, das über kniehoch im Haus steht. Es wird berichtet, wie sie das Bett mit Ziegeln aufgebockt haben. Es ist auch schon jemand aus dem Bett ins Wasser gefallen.

Ein Prediger predigt, dass Elektrizität Licht und Freude ist, genauso wie Jesus das Licht ist. Die Gläubigen rufen „Amen“. Alle haben diese Solarlichter Little Sun um den Hals hängen, das sieht sehr hübsch aus und auch sehr passend zum religiösen Anlass.

In einem Stadtviertel von Kinshasa wurde ein Stromkabel geklaut. Die Bewohner*innen versuchen Geld für ein neues zu sammeln. Eine Frau berichtet, wie sie sich verletzt hat, als sie im Dunkeln in ein zwei Meter tiefes Loch gestürzt ist, andere erzählen, dass es für die Mädchen gefährlich ist. Interessant: die jungen Männer wollen nicht, dass die Mamas das gesammelte Geld verwalten, die wollen es nicht den jungen Männern geben.

Auf einem nächtlichen Markt werden Taschenlampen verkauft. Ein Weihnachtsmann ist der Händler. Junge Männer stemmen im Dunkeln Gewichte. Einige beleuchten das mit Handlampen.

Das inzwischen gekaufte Stromkabel wird eingegraben und verdrahtet, aber noch nicht eingeschaltet, weil der Ingenieur auf einer Beerdigung ist.

Ab und zu werden Nachrichten über das Wasserkraftprojekt Inga III eingeblendet. Hier gibt es einen Zusammenhang zwischen Dunkelheit, Elektrizität und Wasser.

Die verschiedenen Szenen werden mehrfach aufgegriffen. Es ist interessant zuzuschauen, bleibt aber seltsam nebeneinander stehen. Ich habe nicht den Eindruck, als würde ich wirklich verstehen, was ich sehe. Die Q&A gerät danach sehr abstrakt – als wäre der Film in allererster Linie Kunst.

Mich hätte zum Beispiel interessiert, wie es kommt, dass der junge Mann aus dem überschwemmten Viertel weggeht, weil er es nicht aushält, im Wasser zu leben, aber die Mutter und kleinen Geschwister dort zurücklässt. Oder: wieso sind die Leute im Wasser geblieben? Wie lange geht das schon so? Wer hilft ihnen? Diese Fragen habe ich mich in der kunstgeschwängerten Atmosphäre der Diskussion aber nicht zu stellen getraut.

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