Niwatori wa natashi da

Jo Krauses Besprechung zu Niwatori wa natashi da (Chicken is Barefoot) ist ja ziemlich vernichtend ausgefallen. Lustig: ich war in einem anderen Film. Und das lag nicht nur daran, dass in meinem Film keine Hühnchen, sondern Entenküken vorkamen. Zugegeben: mir war der Slapstick auch manchmal zu viel und die ausufernde Heiterkeit des Publikums ging mir auch eher auf die Nerven. Seinen Gipfel fand das übrigens, als einer im Anschluss den Regisseur fragte, ob es denn gefährlich werden könne, Yakuza-Themen in Film zu behandeln. Der Regisseur nannte die Namen eines Regisseurs und eines Kameramanns, die aufgrund ihrer Sujets umgebracht wurden, und das Publikum gröhlte jedesmal, bis der Regisseur sagte, er fände das eigentlich nicht zum Lachen.

Aber zurück zum Film: ich habe keine „armen Kinder“ gesehen, und es hat mir gut gefallen, dass eben nicht die behinderten Kinder sich zum Affen machten, sondern die Lehrerin. Ich fand es zwar seltsam, dass die bei ihrem Morgentanz (und auch später) ständig hinfiel, dachte aber mindestens den halben Film lang, dass ich demnächst erfahren würde, dass sie eben auch irgendein Problem hat – hatte sie ja auch, nur habe ich nicht erfahren, welches es war. Schließlich hatte auch ihre Mutter gesagt, sie würde nur durch die Arbeit mit diesen Kindern geheilt werden. Warum das Thema wohl nicht ausgeführt wurde? Weiß ein japanisches Publikum, was damit gemeint ist?

Ich fand nicht, dass die Kinder doof dargestellt wurden, und im unpassenden Moment aufs Klo zu müssen, ist meiner Ansicht nach keinesfalls eine Verunglimpfung, sondern völlig normal. Alle Eltern fragen ihre Kinder, ob sie nicht vor Abfahrt noch aufs Klo müssen, und egal, ob sie gehen oder nicht, im unpassendsten Moment müssen sie dann doch. Mir gefiel es, dass es eigentlich die Erwachsenen waren, die sich seltsam verhielten.

Mir war die Handlung mit dem Beweismaterial im gestohlenen Mercedes auch etwas zu umständlich und wirr konstruiert, die Argumentation des jungen Polizisten, weshalb er den Jungen festhalten wollte, war total abstrus, und ich denke, dass es vielleicht auch Fehler in der Übersetzung der Untertitel gab – denn einige Stellen waren kein bisschen plausibel.

Trotzdem ist Chicken is Barefoot ein sehenswerter Film und besonders der Junge spielt seine Rolle großartig.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Niwatori wa natashi da“

  1. jokrause

    hihi, das ist wirklich lustig! Interessant, wie die Wahrnehmungen auseinander gehen, ich kann dem Film ja immer noch nix abgewinnen, obwohl ich glaube ich noch einen schlechteren gesehen hab, inzwischen…

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