Preisfrage: welcher der beiden folgenden Filme Wiegenlieder und La Bocca del Lupo war eine Auftragsarbeit des Jesuitenordens:
A) ein Film über Kindheit, Geborgenheit, Mutterliebe, kulturelle Wurzeln u.ä. in Berlin
B) ein Film über einer Liebesgeschichte zwischen einem Berufsverbrecher und einer Transe im Hafenviertel von Genua (eine Art Slum)
Richtig – die Antwort lautet: B!
Und damit hätten wir wieder einen kleinen Kratzer im Weltbild; eine der Aufgaben eines Filmfestivals. Hintergrund ist, dass die Jesuiten im Genoveser Hafenviertel seit langem caritativ tätig sind, und den Filmauftrag vergeben haben, um dieses Viertel darzustellen, bevor es verschwindet bzw. saniert wird (–> Slum). Und, wie der Regisseur erzählt, hatten die Auftraggeber nicht nur nichts gegen die (wahre) Liebesgeschichte, sie fanden den – durchaus anspruchsvollen – Film auch "noch besser als er selber". Etwas schade ist, dass sie nicht ein bisschen mehr Geld haben springen lassen, damit die wunderbaren Aufnahmen der Industrie-/Hafenlandschaft nich so pixelig aussehen müssen. In Kombination mit alten Archivaufnahmen (u.a. wirklich spektakuläre Bilder eines Stapellaufs) ergibt das ein faszinierendes Bild dieses Stadtviertels. Und gleichzeitig ist die Geschichte der beiden Protagonisten (die sich vor 20 Jahren im Knast kennengelernt haben und heute in einer Art fensterlosen Höhle leben) ein überraschendes und gänzlich unkitschiges Beispiel für das Zarte im Rauen und dafür, was Liebe nicht alles ausrichten kann (z.B. das Ende einer jahrelangen Heroinsucht.) Prima Film!
Es hätte mich nicht gewundert, wenn "Wiegenlieder" eine Auftragsarbeit gewesen wäre, und zwar des Senats. Es ist nämlich in erster Linie ein Berlinfilm, mit vielen sehr schönen Aufnahmen, und gar nicht pixelig. Und um Musik und Singen geht es auch. Netter Film! (kommt auch ins Kino).