He Took My Fork

Mehrsprachige Filme sind toll, in Man Chu sind es englisch, chinesisch und koreanisch, letztere mit Untertiteln versehen. Anna hat einen chinesischen Hintergrund. Zur Beerdingung ihrer Mutter erhält sie Hafturlaub und reist mit dem Bus nach Seattle. Im Knast sitzt sie, weil sie ihren gewalttätigen Mann erschlagen hat. Im Bus hilft sie Hoon, einem jungen Mann mit Geld für das Ticket aus. Er hatte sie auf koreanisch angesprochen, weil er vermutete, sie könne Koreanerin sein (finde ich prima – wo doch so viele Europäer/-innen behaupten, Asiaten vom Aussehen her unterscheiden zu können). Als Pfand gibt er ihr seine Uhr, die sie eigentlich gar nicht will. 

In Seattle trennen sich ihre Wege, Anna geht zu ihrer lauten chinesischen Familie und begegnet kurz ihrer ersten, inzwischen verheirateten Liebe. Auch als sie und Hoon sich – zufällig? am Busbahnhof – wieder treffen, reden sie erst nicht viel. Die Annäherung ist sehr sachte, über eine schöne Szene in einem abgewrackten Vergnügungspark (ich fand sie erst gut und dann zu lang – der Regisseur Kim Tae-Yong gab hinterher zu, dass alle außer ihm sie doof fanden, aber er ist nun mal der Regisseur). Dann taucht Hoon auf der Trauerfeier auf… Klar, man hat schon öfter gesehen, wie Außenseiter Familienfeiern aufmischen, aber hier ist das sehr schön gelungen. 

So wird doch noch eine Liebesgeschichte draus, auch wenn das Ende sehr offen ist. Aber der Regisseur sagt: manchmal ist das Warten auf jemanden schon das, was zählt. 

Mir hat der Film gut gefallen, auch das Gespräch danach – im nächsten Projekt von Herrn Kim wird jemandem der Löffel weggenommen. 

Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:


Kommentare

4 Antworten zu „He Took My Fork“

  1. stefan

    Auf dem Weg zu diesem Film traf ich meinen Nachbarn, der angeblich aus Seattle stammt. Schwierig zu sagen ob das stimmt, denn der Mann spricht nur nach Aufforderung und auch nur ja, nein, ich weiss. Dabei war es ein gemeinsamer Weg zum Vorverkauf. Seltsam, dass im Abendfilm dann der Regisseur gerade Seattle als Drehort ausgesucht hatte. Er wollte einen abgelegenen Ort und schönen Nebel. Beides hat er gefunden. Die Szene im Vergnügungspark dürfte in keiner Synchronisation der Welt funktionieren, weil sie selbst eine Art Synchronisation ist. Sie ist in ihrer zweiten Hälfte überzogen, die erste Hälfte der Szene rechtfertigt es aber alleine, diesen Film anzuschauen, hört, hört.

  2. Ulla

    Und wer nimmt jetzt wem die Gabel weg?

    1. stefan

      Hallo Ulla, das ist ganz einfach: ein Koreaner, der im Film einen Chinesen spielt, nimmt einem Koreaner, der im Film einen Koreaner spielt, und dabei vorgibt, ein Chinese zu sein, angeblich die Gabel weg. Das ist sehenswert…

  3. Ulla

    Ach so! Ja, das ist ja wirklich ganz einfach!

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner