Nochwas zum Thema Nachkriegsgeneration…

…nämlich "Kindheitserfinder" aus Israeil im Kplus-Programm, spielt in den 1960er Jahren. Aharons Vater, der Partisan und im KZ war, sagt Aharon ganz klar, warum zuviel Herumspinnen nichts taugt: im Lager sind die Intellektuellen und Künstler als erste gestorben. Oder verrückt geworden. Deshalb muss man sich in jeder Lebenslage durchkämpfen und an die handfesten Dinge halten: Essen, für das man nur einen Löffel braucht, Witze, die jeder versteht, Geld, das schnell verdient ist. Bloß wenn nebenan die Nachbarin Klavier spielt, dann vergessen alle einen Moment das Kämpfen. Das ungeheuer Traurige an dem Film ist, dass alle so eine Sehnsucht nach Schönem haben – aber keiner kanns zugeben. Das führt u.a. dazu, dass Aharon sich sorgfältig ein Buch nach dem anderen aus der Wohnung der Nachbarin klaut, so dass sie es nicht merkt, und nach dem Lesen wieder zurückstellt (Gebt dem Kind eine Bibliothek!). Und Aharon spinnt ganz schön viel und verwandelt wichtige Kämpfe (z.B. die Aufnahmeprüfung in die Jugendgruppe) in Spiele. Das kann nicht gut gehen: irgendwann gehören alle irgendwo dazu, nur er nicht. Und wachsen tut er auch nicht mehr. Am Schluss ist Aharon das einzig noch übriggebliebene Kind in seiner Welt. Und auf einmal wird aus dem Zaubertrick, den er mit seinen Kumpels geübt hat. als sie alle noch Kinder waren, eine ernste Sache: entweder er kann sich aus dem kaputten Kühlschrank, in den er sich selbst einschließt, wieder befreien – oder eben nicht. "Wenn der Leser (Zuschauer) will, dass er es herausschafft, dann kommt er auch heraus" hat David Grossman, der Autor der Buchvorlage, dazu wohl gesagt. Der Film sagt es uns nicht, bleibt vielschichtig, symbolisch, handfest, lustig und sehr traurig. Er enthält außerdem eine wunderbare Liebeserklärung an das present progressive im Englischen.

Muss man nochmal sehen. Oder besser: erstmal lesen. "Intimate Grammar" heißt das Buch von David Grossmann. Die Bibliothek um die Ecke hat es bestimmt.

Ich bin jetzt noch ein bisschen schreibing und dann gleich schlafing.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Nochwas zum Thema Nachkriegsgeneration…“

  1. Jo

    oh ja, schreibing und schlafing und ahroning……. das war ganz ganz ganz großartig!! mein beitrag hängt noch im entwurf fest…

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