In Jess and Moss geht es u.a. um ein ähnliches Thema wie im "Kindheitserfinder": Wie die Kindheit loslassen, ohne sie zu vergessen? Erinnerung spielt eine große Rolle im amerikanischen Film, in dem nur zwei Personen vorkommen: Jess (im Film ca. 14, reales Alter der Schauspielerin: irgendwo zwischen 15 und 25), und ihr Cousin Moss, der 3-4 Jahre jünger ist. Eine Geschichte im eigentlichen Sinne gibt es nicht, es geht um lange Sommertage, die die Kinder mit verschiedenen Spielen in einem verfallenen Haus, Scheunen, Silos und den Tabakfeldern der Gegend verbringen. Echte Kinder-Sommerferien, in denen die Zeit stillzustehen scheint, und am Ende dann doch irgendwie alles anders ist. Jess ist 14 und eigentlich kein Kind mehr, sie benimmt sich aber wie 10: offensichtlich mag sie nicht erwachsenwerden, bevor ihre Mutter vorbeigekommen ist, um sie mitzunehmen, wie auf dem Tape versprochen.
Der Film wurde ohne Budget gedreht, alle Beteiligten haben umsonst gearbeitet und gedreht wurde er auf 16 mm
Filmresten, die der Regisseur nach und nach zusammengekauft hat – viele
davon mit lang abgelaufenem Haltbarkeitsdatum. Bei "präsenten" Szenen
wurde neues Material verwendet, bei verschwommenen Erinnerungen
experimentierte der Regisseur mit dem alten Material. Das erzeugt unterschiedliche Bilder, ohne sich aufzudrängen.
Im Film
spielt außerdem das weitgehend verschwundene Format der Audio-Kassette
eine große Rolle: Jess Mutter hat, bevor sie abgehauen ist, für Jess
ein paar Tapes besprochen, die sie sich immer wieder anhört. Moss vertieft
sich in einen Kassetten-Kurs, der verspricht, 100% der Gehirn- und
damit der Erinnerungleistung zu aktivieren, so dass man sich an alles erinnern kann, was man jemals erlebt hat.
Die beiden Schauspieler sind toll, das Licht und die Bilder sind klasse, die Atmosphäre ist dicht – alles ist ganz einfach und tief. Toller Film.