We Come as Friends

Eine seltsame Idee, mit einem selbstgebauten, zweisitzigen Flugzeug (von Frankreich aus) in den Sudan zu fliegen, und die Situation im Moment der Teilung des Landes in einen Norden und einen Süden, dokumentarisch zu begleiten: We Come as Friends. Es ist aber eine gelungene Idee, denn sie wird mit wirklich unglaublichen szenischen Fundstücken belohnt.

Neben dem kleinen Flugzeug, mit dem man gut in einem Vogelschwarm mitfliegen könnte, war für den Filmemacher auch die Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit einem in Afrika weit bekannten Fernsehmoderator wichtig, um Türen zu öffnen. Denn Warlords und andere einflussreiche Personen haben fast immer einen Fernseher.

Wie immer geht es um Erdöl, dessen Erschliessungsgebiet von der neuen Grenze im Sudan genau durchschnitten wird, weshalb es auch nicht lange friedlich geblieben ist, nach der Landesteilung.

Und wie immer, wenn es um Erdöl geht, sind Amerikaner nicht weit, die nur einen der beiden Präsidenten unterstützt haben, natürlich den, der das Christentum vertritt.

Eines der bleibenden Bilder aus diesem Film sind selbsternannte amerikanische Missionare, die als erstes „den Afrikanern“ das Nacktsein „abgewöhnen“ wollen, was darin gipfelt, dass kleinen Jungen weisse Socken (!) angezogen werden, und auch Schuhe. Gegen die grenzenlose Naivität der Amerikaner sind nur die Chinesen gesetzt, die dort auch Bodenschätze abbauen, aber keine Kultur verbreiten wollen.

Die Geschichte des Sudan und Afrikas ist über weite Strecken eine kolonial geprägte, was fast immer Ausbeutung, und Aufwiegelung zu bewaffnetem Kampf bedeutet hat, und wozu die Europäer gerne die Waffen geliefert haben. Das hat 2011 kulminiert.

„We Come as Friends“ steht für den Regisseur als leerer Gruss am Beginn aller kolonialen Begegnungen. Aus einer seltsamen Wendung der Geschichte ist es gelungen, einigen Afrikanern ein Minderwertigkeitsgefühl einzupflanzen. Die Amerikaner haben für 25000 $ eine Besitzurkunde für ein riesiges Landstück gekauft. Der Kommentar eines lokalen Offiziellen: man hätte es eigentlich schenken sollen, damit z.B. ein Flughafen gebaut würde, denn das würde ja viele Arbeitsplätze: zum Saubermachen, für Afrikaner schaffen.

Der Film lässt einen ratlos zurück, und so hatte es der Filmemacher auch vor dem Film schon angekündigt, und angeboten, nach dem Film zu trösten. Das konnte er aber nicht wirklich, denn man hatte gerade mal wieder in ein abgrundtiefes Loch geblickt.

Die in diesem Loch leben müssen, schauen nach oben und erzählen sich, dass die Amerikaner auch schon den Mond kolonialisiert haben, denn was anderes sollte es denn bedeuten, wenn man irgendwo eine Flagge in den Boden rammt? Das erinnert doch sehr an die Aufteilung Afrikas mit dem Lineal, 1885 bei der Kongokonferenz in Berlin.

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