The Bride ist Eva, eine junge Frau, kurz vor der Zulassung zum Medizinstudium. Sie ist mit ihrer Tante unterwegs und trödelt nur ein bisschen rum, als sie entführt und vergewaltigt wird. Damit beansprucht der Entführer Silas sie als seine Ehefrau – ein Brauch, den es nach Auskunft des Filmteams heute nicht mehr gibt.
Nach erfolgreicher Entführung feiert Silas mit Freundinnen und Freunden das künftige Weiterbestehen seiner Familie mit reichlich Bier. Nur die Cousine, die ebenfalls im Haushalt wohnt, ist auffallend still. Mit ihr freundet Eva sich nach und nach an. Sie beginnen, einander aus ihrem Leben zu erzählen.
Silas und seine Cousine sind die einzigen Überlenden ihrer Familie. Das Haus in dem sie wohnen, gehörte früher einer anderen ermordeten Familie. Die Cousine (die leider keinen Namen hat) hat deren Familienfotos stehen gelassen, um Ihre Auslöschung nicht zu vollenden.
Evas Tanten akzeptieren das Geschehene und versuchen sie zu überzeugen, dass sie sich besser an ihre neue Situation gewöhnt. Ihre Mutter hadert damit, aber sie besucht Eva auch nicht.
Eva wird weiter regelmäßig vergewaltigt. Es ist schwer auszuhalten, dass einer, der sich völlig im Recht fühlt, und von sich glaubt, ein fürsorglicher, aufmerksamer Ehemann zu sein, sich für die Gefühle seiner „Frau“ einfach nicht interessiert. Beeindruckend finde ich, wie absolut sie ihn ignoriert. Sie kommuniziert einfach überhaupt nicht mit ihm. Ihrer optimistischen Tante – „You will eventually love him“ – antwortet sie, dass sie ihn alles andere als liebt. Und dass Mitleid für eine Ehe nicht ausreicht.
Mit der Cousine entwickelt Eva eine sehr schöne, fürsorgliche und intime Freundschaft. Zusammen können sie lachen, Silas macht Fotos von den Frauen, auf denen sie die Perlenhandtäschchen tragen, die die Cousine immer bastelt. Sie kommen sich sehr nahe, wenn die Cousine versucht, mit Kräutersalbe die Schmerzen nach der Vergewaltigung zu lindern.
Und dann gibt es eine Wendung, die doch noch eine Entscheidung eröffnet: weggehen oder bleiben?
Die Q&A mit guten Fragen und Kommentaren ist ein sehr bewegender Berlinale-Moment. Myriam U. Birara erklärt, dass sie im Film über Dinge wie Freundschaft und Schönheit sprechen wollte, ohne über den Genozid zu schweigen. Das ist ganz wunderbar gelungen.
Kommentare
3 Antworten zu „The Bride“
Dankeschön, sehr schön beschrieben!
Ja, finde ich auch: Danke! Und auch für das interessante Q&A-Foto… das Outfit von Aline Alike mit Brautschleier, Nicht-Rock und Brüste-Taschen ist ja echt spektakulär. Da der Film auch eine ‚lobende Erwähnung‘ erhielt, gibts hoffentlich zukünftig noch eine Chance, ihn zu schauen – auch wenn oder gerade weil das Thema der Aufrechterhaltung von Unrechts- und Gewalt-Beziehungen durch transgenerationale Weitergabe von Verhaltensmustern und die Rolle von Frauen darin ja ziemlich traurig ist… bei uns wollte es nicht funktionieren mit Karten trotz mehrerer Anläufe 🙁
Das sind gar keine Taschen. Das sind kleine Perlenketten, die einfach so auf dem Oberteil rumbaumeln. Mit einer Perle in der Mitte.