Dearest Fiona,

das war aber wirklich ein sehr eigener Film, den Du uns da gezeigt hast! Einer aus zweimal drei Ebenen. Das erste Tripel: 1. die Ton-Ebene: Gelesene Briefe des Vaters der Filmemacherin, in der er ihr das Leben zuhause beschreibt, als sie 1988 von Australien nach Holland gezogen ist. 2. die Bilder: alte, stumme Filme aus dem Eye-Filmarchiv in den Niederlanden, die Leben und Arbeit Anfang des 20. Jhdts. in verschiedensten Gewerken zeigen. 3. (darauf wies die Regisseurin anschließend hin): der innere Film, den man als Zuschauerin selbst aus den beiden unzusammenhängenden Ebenen macht. Stimmt, die unsichtbare 3. Ebene gab es.

Das zweite Tripel besteht aus 3 Zeitebenen: 1. erste Vergangenheit: 35 Jahre zurück, die Jugend der Regisseurin, 1988. 2. zweite Vergangenheit: das Leben in den Archivfilmen: 1899 bis 1930, also 100-125 Jahre zurück. 3. wir sehen den Film heute und denken Heute mit, wenn wir von Erdbeben und Krieg hören.

Klingt alles sehr kompliziert, war aber ein echtes Sehvergnügen: viel Platz zum Assoziieren, Mitspinnen, Beziehungen herstellen und Beobachten, und wirklich ganz tolles, interessantes, lebendiges Filmmaterial, bei dem man begreift, wie sehr sich die Welt in der relativ kurzen Zeit von 120 Jahren geändert hat. Besonders toll: die handkolorierten Filme von Mädchen in bunten Röcken vor Windmühle.

Der Hammer war aber der Soundtrack des Films (die Geräusche, nicht der Text): denn die stummen Filme wurden sehr behutsam und mit unglaublichem Aufwand mit Geräuschen versehen. Das hat ein Ton-Designer gemacht. Er musste also Geräusche produzieren, die es heute gar nicht mehr gibt, z.B. von Maschinen oder Handgriffen, die nicht mehr existieren. Das war unglaublich. Schöner Film.

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