Manchmal begleitet man in Filme, die nicht in der eigenen Auswahl standen, The Future von Miranda July war so einer, immerhin im Wettbewerb. Sophie und Jason leben in Los Angeles und haben sich für eine Katze im Tierheim beworben, die vielleicht nur noch 6 Monate zu leben hat. Bis diese mit nach Hause darf, muss sie noch einen Monat Medikamente bekommen und mit verbundener Pfote im Käfig warten. Ab und zu spricht sie aus dem Off. Die Geschichte erzählt nicht mehr, als dass Sophie und Jason zu keiner Kommunikation fähig sind, keine Entscheidungen treffen wollen, und ihre Depressionen daraus nähren, dass kein noch so kleines Projekt etwas wird. Sie tanzt mit Kindern, er macht Telefonsupport in Heimarbeit.
Es gibt ein paar lustige kleine Ideen, Jason kann die Zeit anhalten, und das tut er, wenn er etwas nicht wahrhaben will, Sophie schlägt ein Erkennungszeichen vor (ein Lied) für den Fall, dass sie sich einmal nicht wiedererkennen sollten. Die Angst vor der Verantwortung für die Katze, die dann – oh Schreck – vielleicht doch länger als ein paar Monate leben könnte, reduziert ihren Horizont für ein freies Leben auf den verbleibenden Monat, und das führt dazu, dass beide ihre Jobs aufgeben, und sich hirnlos betäubt treiben lassen. Wer bis hier ohne zu Gähnen gelesen hat, riecht den Braten: ein Konzeptfilm mit Anleihen bei Lars von Trier Breaking The Waves (ohne die ultimative Härte, aber ebenso langweilig). So etwas ganz ohne ironische Brechung zu inszenieren geht meines Erachtens nur mit protestantischem Ernst und vielleicht auch nur in Amerika.
Andreas Resch kommt in der Taz übrigens zu einem ganz anderen Urteil, er attestiert Frau July lobend Leichtigkeit in schweren Fragen. Aber auch er muss erkennen, dass sie nicht über eine Metapher des Stillstandes hinauskommt.
Vorsicht Spoiler:
Sophie nimmt Kontakt mit einem ihr völlig unbekannten Mann auf, dessen Telefonnummer sie zufällig auf der Rückseite einer Zeichnung an der Wand findet, sie geht zu ihm und lässt es zu, dass eine neue, emotionslose Beziehung entsteht. Jason hingegen hört auf alle Zeichen, die ihm begegnen, und gibt die letzten eigenen Gedanken für langweiligen Unfug auf. Als Sophies Geständnis die beiden auseinanderbringt, hält er die Zeit an, was schliesslich dazu führt, dass die wartende Katze eingeschläfert wird, und der Film glücklicherweise bald zu Ende ist – nicht ohne einen letzten Kommentar der untoten(?) Katze.
Das Ganze könnte ich mir eventuell als Theaterstück vorstellen, ohne Katze und mit Schauspielern, in deren Gesichtern mehr als nur Leere zu sehen ist. So aber landet das Ganze auf Platz Eins in der Kategorie dogmatisches Regieexperiment ohne Kunstwollen. Miranda July führte Regie, ist Hauptdarstellerin und schrieb das Skript. Voller Ernst also, autsch.
Auch in der Kategorie bestes Filmtier leider Fehlanzeige. Von der Katze sieht man nur einmal das Gesicht, ansonsten nur die Pfoten, mit denen sie auf einer Zeitung ohne Stift schreibt, zu den Worten: hoffentlich kann das jemand lesen. Nö, und will ich auch gar nicht.