Ein Mittdreißiger geht allein auf eine Wochenendwanderung im norwegischen Gebirge. Frau und Kind bleiben im Eigenheim. 90 Minuten sehen wir ihn durch die Landschaft laufen und lauschen seinem Stream of Conciousness. Genauso, wie das der Film zeigt, funktionieren Wanderungen: zuerst flimmern da ganz viele Gedanken, dann immer weniger, und nachts räumt das Hirn mit Alpträumen im Unbewussten auf.
Das könnte ziemlich schrecklich sein, ist aber ein schöner Film geworden, humorvoll und kurzweilig, und irgendwie unheimlich realistisch, weil die Dinge, die da so durch sein Hirn fließen, so typisch sind: ist dies jetzt das richtige Leben, oder soll er einen glatten Schnitt machen und nochmal was ganz anderes ganz von vorne anfangen? Was, wenn er doch kein Familienmensch ist? Was, wenn sein Sohn ihn nicht leiden kann? Warum muss er eigentlich bei einer Frau bleiben, und ist es überhaupt die Richtige? Im Lauf der Wanderungen werden die Fragen immer tiefer, und endlich hat dann auch der Gedankenstrom auch mal ein paar Lücken. Wunderbar, wie er zu den Klängen von Alphaville „Forever Young“ über die Hochebene fliegt – und dann mit einem Bein abrupt im Matschloch versinkt. Überhaupt hat der Autor, Regisseur und Hauptdarsteller tapfer jede erdenkliche Peinlichkeit, die in so einem Gedankenstrom zwangsläufig auftaucht, auch ausgesprochen. Das macht den Film sehr sympathisch.
Sympathisch war dann auch der Regisseur, der nicht müde wurde zu betonen, dass der Film nicht nur autobiographisch sei, und der sehr geduldig und freundlich auch die Publikumsfragen beantwortet hat, die einen mit den Augen rollen lassen.
Kommentare
2 Antworten zu „Keine Peinlichkeit auslassen“
Wie heißt der Film denn- bzw in welcher Programm-Schiene läuft er… ist er eventuell nochmal zu sehen?
Na sowas! Tatsächlich, der Titel fehlt! Mot Naturen heißt der Film und kommt aus Norwegen.