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Der vermessene Mensch

Der falsch vermessene Mensch von Stephen Jay Gould ist ein Buch, das mich sehr geprägt hat. Von daher ahnte ich schon, um was es bei Der vermessene Mensch unter anderem gehen könnte: den Versuch europäischer Wissenschafter im 18. und 19. Jahrhundert, die Verschiedenheit menschlicher Rassen – genaur: die Überlegenheit der „weißen“ Rasse über die anderen – durch objektive wissenschaftliche Messmethoden nachzuweisen. Vermessen wurden alle Schädel, die den Herren Wissenschaftlern unter die Finger kamen, aber besonders interessiert waren sie natürlich an Schädeln möglichst exotischer Herkunft (die Menschen an den Schädeln störten eher). Im Dienste der Wissenschaft wurden dann in der ganzen Welt Schädel gesammelt und  nach Deutschland geschickt. Die historischen Praktiken des Vermessens, die ich bisher nur aus Beschreibungen kannte, einmal im Bilde zu sehen, war ein großer Gewinn.

Die Geschichte eines jungen Ethnologen, der am Anfang noch interessiert und recht offen die Herero studiert, die im Zuge der Großen Ausstellung 1896 in Berlin ausgestellt werden, und sich sogar mit einer Dolmetscherin aus der Gruppe etwas anfreundet, ist eingebettet in die Darstellung des Völkermords an eben diesen Herero ein paar Jahre später. Die Geschlichte des Wissenschaftlers ist die Erzähllinie, und wie er sich immer mehr aufs bestehende „Wissenssystem“ einrichtet und immer schlimmere Dinge tut. Er will sich „als Wissenschaftler“ dabei möglichst aus dem Morden heraushalten, das um ihn herum stattfindet, was ihn aber kein bisschen entlastet, im Gegenteil.

Am Ende findet er die Dolmetscherin aus Berlin in einem Konzentrationslager, wo sie als „Untote“ (tot ist schlimm, untot ist schlimmer) die Schädel ihrer verstorbenen Verwandschaft für den Transport nach Berlin präparieren muss. Schrecklich. Nachhaltige Bedrückung war das Resultat.  Aber man hat trotzdem viel gelernt in dem Film.


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