Vaghachipani ist auf körnigem 16mm-Film gedreht, denn Natesh Hegde mag keine perfekten Filme. Das passt hier sehr gut. Die Gegend ist abgelegen, Kühe werden in den Wald getrieben, Kinder spielen, aber wenn aus der Ferne ein Tigerbrüllen zu hören ist, rennen alle schnell Richtung Dorf. Dort gibt es nachts illegales Glücksspiel – sehr interessant, es wird mit drei sehr großen Würfeln aus einem Eimer auf ein Tuch mit den Würfelsymbolen gewürfelt. Pradhu macht Wahlkampf, sein Fahrer und Handlanger ist der Mann fürs Grobe. Pradhu hat einen nichtsnutzigen jüngeren Bruder, der die Schwester des Fahrers liebt. Das ist aber nicht standesgemäß. Als die kognitiv beeinträchtigte Pathi schwanger wird, ist das für die Dorfmoral ein Problem, und nach und nach wird offensichtlich, wie skrupellos Pradhu ist, wenn es darum geht, seine Macht zu sichern.
Das ist alles ziemlich düster. Natesh Hegde ist zur Q&A anwesend und sagt auf die Frage einer mit dem Handlungsverlauf unzufriedenen Zuschauerin „God is not doing poetic justice.“ Das ist sehr passend und schön. Er will die Rebellion mit sanfter Stimme voranbringen. Ich glaube tatsächlich, dass die Empörung über Ungerechtigkeit nachhaltiger ist, als wenn ich nach einer glücklichen Wendung beschwingt aus dem Kino gegangen wäre.